Rhein-Pfalz-Kreis/Bellheim Mopsfledermaus und Moorfrosch: Wie Layla Gauly die Pfälzer Wälder schützt

Die Vielfalt der Natur macht für Layla Gauly ihre Arbeit so interessant. Sie ist von Mainz bis Kaiserslautern im Einsatz.
Die Vielfalt der Natur macht für Layla Gauly ihre Arbeit so interessant. Sie ist von Mainz bis Kaiserslautern im Einsatz.

Sie trägt eine Landesforstenjacke, ist aber keine Försterin. Sie arbeitet im Forstamt Pfälzer Rheinauen, hat aber nie Forstwissenschaften studiert. Geht nicht? Geht doch. Layla Gauly ist für den Waldnaturschutz zuständig. Ihre Stelle ist neu und bietet allerhand Herausforderung. Nicht nur, weil man alle Pfälzer Dialekte von Altrip bis Kusel verstehen muss.

Was den Dialekt anbelangt, kommt Layla Gauly womöglich ihre Herkunft zugute. Sie kommt aus Herxheim bei Landau und damit irgendwie aus der Mitte. Neustadt, Annweiler, Germersheim – alles nicht so weit weg. Was ihre Aufgaben als Produktleiterin Waldnaturschutz anbelangt, nützt ihr ihre Qualifikation. Die 25-Jährige hat in Landau Naturschutzbiologie und Geografie studiert, damit einen Zweifach-Bachelor in der Tasche und das Wissen im Kopf, um von Mainz bis Kaiserslautern Waldnaturschutzprojekte zu entwickeln und Forstämter bei ihrer Arbeit zu unterstützen – ohne eben Försterin zu sein. „Ich bin die Schnittstelle zwischen Naturschutz und Forst“, sagt sie und tröstet damit vielleicht alle diejenigen, die Forstarbeit kritisch betrachten. Die „beste Biolehrerin überhaupt“, hat Layla Gauly in der Oberstufe mit ihrer Begeisterung für ihr Fach angesteckt. Der Studiengang in Landau passte perfekt. Und sie konnte in der Heimat bleiben und sich um ihr Pferd kümmern. Layla Gauly liebt die Pfalz, ihre Natur – und Schokoküsse.

Der andere Blickwinkel

„Für uns ist die Stelle Waldnaturschutz, die neu geschaffen wurde, sehr wichtig“, sagt Volker Westermann, der für die Öffentlichkeitsarbeit beim Forstamt Pfälzer Rheinauen zuständig ist. „Gerade weil wir Förster unsere Arbeit immer wieder erklären müssen. Auch wir arbeiten für und nicht gegen die Natur – und damit das künftig noch besser klappt, haben wir jetzt Layla im Team. Sie blickt anders auf den Wald und seine Ökosysteme und hilft uns, andere Blickwinkel einzunehmen, damit wir nicht immer in der eigenen Suppe schwimmen.“

Die Natur in den Rheinauen stellt andere Anforderungen ...
Die Natur in den Rheinauen stellt andere Anforderungen ...

Die junge Frau ist gerade dabei, sich bei den Forstämtern in ihrem doch sehr großen Zuständigkeitsbereich bekannt zu machen. Sie sitzt aber auch sehr viel am Schreibtisch, erarbeitet Grundlagen, auf denen sich Waldnaturschutz im Allgemeinen und gezielte Projekte im Konkreten aufbauen sollen. Warum der Schreibtisch in Bellheim im Forstamt Pfälzer Rheinauen steht, hat einen Grund. „Hier gibt es am meisten zu tun, hier leben die meisten Menschen und es ist eine sehr sensible Natur“, erklärt Westermann. In den Rheinauen begleitet sie etwa das Vorhaben Naturwaldreservat.

Ein solches soll im Rhein-Pfalz-Kreis in den kommenden Jahren überall dort ausgewiesen werden, wo Landeswald auf rezente Aue trifft. Sprich: Geschützt werden alle Flächen vor dem Deich, die in der Hand des Landes sind. Sie werden aus der Waldbewirtschaftung herausgenommen und sich selbst überlassen. Vereinfacht ausgedrückt. Das Ziel ist zu beobachten, was der Wald macht, wenn man ihn machen lässt, und daraus zu lernen. Gauly begleitet den Moderationsprozess, bei dem alle Beteiligten ihre Interessen vortragen können: Kommunen, Behörden, Naturschutzverbände und Landwirte.

... als im Biosphärenreservat Pfälzerwald.
... als im Biosphärenreservat Pfälzerwald.

Andere Natur, andere Schutzmaßnahmen

Bekannter als die Idee der Naturwaldreservate sind vielen Menschen sicher die Flora-Fauna-Habitiat-Gebiete (FFH) und die Vogelschutzgebiete, die das Natura2000-Netz bilden. Nahezu alle Förster haben solche Areale in ihrem Revier. Und Layla Gauly will helfen, dass Förster und Waldarbeiter Aufgaben, die im Forstbetrieb anfallen, im Einklang mit den Schutzbedingungen erfüllen können. „Dazu habe ich mit Kollegen eine Checkliste erarbeitet, mit der Revierförster prüfen können, wie die geplanten Arbeiten ins jeweilige Schutzgebiet passen beziehungsweise wie sie angepasst werden können. Oder was getan werden kann, um gewisse Flächen noch aufzuwerten, eine besondere Baum-, Pflanzen-, oder Tierart zu fördern“, erklärt Layla Gauly. Naturgemäß sehen diese Checklisten von Forstamt zu Forstamt anders aus. FFH-Gebiete in den Rheinauen haben andere Ansprüche als im Biosphärenreservat Pfälzerwald. Auenwiesen da, Bundsandsteinfelsen dort. Andere Natur, andere Schutzmaßnahmen. „Das habe ich gerade wieder gemerkt, als ich mit den Kollegen in Hinterweidenthal zu tun hatte. Diese Vielfalt macht meine Arbeit sehr spannend“, sagt Layla Gauly.

Gerade freut sie sich auf ein konkretes Projekt in den Auen, das unter ihrer Mitwirkung entstand. Der Moorfrosch kommt da vor und könnte sich gerade im FFH-Gebiet Hördter Rheinauen noch wohler fühlen. „Wir schneiden das Schilf dort in einer Art Mosaikform. So, dass frisches Schilf nachwachsen kann. Verbuschungen werden entfernt, damit das Gebiet nicht zu sehr verwaldet“, erklärt Layla Gauly. Wohlfühlterrain für den Moorfrosch, damit er sich verbreitet. In West- und Süddeutschland ist er nämlich nur lückig vorhanden und laut Nabu mittlerweile sehr stark bedroht. Interessante Randnotiz: Der Moorfrosch erreicht nur eine Größe von maximal sieben Zentimetern. Um der Damenwelt zu imponieren, können die Männchen zur Laichzeit für wenige Tage eine intensive Blaufärbung entwickeln.

Nächstes Projekt: den Moorfrosch schützen.
Nächstes Projekt: den Moorfrosch schützen.

Die Ochsenfroschanalyse

Während der Moorfrosch geschützt wird, soll es dem Ochsenfrosch an den Kragen gehen. Denn Layla Gauly studiert neben ihrem ersten Vollzeitjob Geoinformatik als Masterfernstudiengang an der Universität Salzburg. Ihre Masterarbeit wird sich um die Ochsenfroschbekämpfung drehen. Dafür hat die Herxheimerin eine Habitatanalyse geplant. Wo fühlt er sich wohl, der Frosch, der ursprünglich aus Nordamerika stammt? Wo zieht es ihn hin? Wie weit kann er überhaupt wandern? Für die Darstellung ihrer Analyse kommt Layla Gaulys Steckenpferd zum Einsatz. Sie arbeitet gerne mit Geoinformationssystemen, einer Art Google Maps für Profis – also ganz einfach ausgedrückt. „Die Aufgabe reizt mich und ich mache damit etwas Sinnvolles“, sagt sie. Denn der aus Gartenteichen entwichene Ochsenfrosch stellt eine Gefahr für die heimische Fauna da. „In den Rheinauen macht er sich extrem breit, das macht uns Förstern Sorgen“, sagt Volker Westermann, der gespannt ist, was die junge Kollegin erforschen wird.

Eine Masterarbeit neben dem ersten Vollzeitjob zu stemmen, ist allerdings eine Herausforderung. Um dabei die Nerven zu bewahren, könnte Layla Gauly eine andere Leidenschaft helfen: Schokoküsse. Am liebsten Mokka. Während des Studiums in Landau hat sie in der Schokokussfabrik Trauth in Herxheim gearbeitet. „Ich war im Verkauf. Das hat total viel Spaß gemacht.“ Das war die süße Art, Geld zu verdienen. Der Moorfrosch ist ja aber auch ganz goldig. Das Blaukehlchen. Die Mopsfledermaus. Oder wer oder was sonst noch so unter Layla Gaulys Waldnaturschutz gestellt wird.

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