Weinbau Zum Unkrautjäten: Schweine im Weinberg

Die neuseeländischen Kunekune-Zwergschweine wiegen ausgewachsen etwa 40 Kilogramm. Kunekune bedeutet in der Sprache der Maori „r
Die neuseeländischen Kunekune-Zwergschweine wiegen ausgewachsen etwa 40 Kilogramm. Kunekune bedeutet in der Sprache der Maori »rund und fett«.

In der Champagne testet ein Winzer ungewöhnliche Methoden zur Unkrautbekämpfung. Wegen ihrer schwachen Nackenmuskulatur kommen seine tierischen Helfer nicht in Versuchung, an den Trauben zu naschen.

Es grunzt und quiekt in dem Weinberg bei Cramant in der Champagne. Den Rüssel am Boden, trotten vier langborstige Schweine durch die Reben und stöbern nach jungen Pflanzen. „Da hat er eine Wurzel erwischt, davon bleibt nichts mehr übrig“, sagt Weinexperte Olivier Zebic. „So gründlich arbeitet keine Maschine“, fügt er zufrieden hinzu. Seit Januar testet Zebic eine besondere Schweinerasse zum Unkrautjäten im Weinberg. So kann er auf chemische oder mechanische Methoden verzichten.

Aus Neuseeland stammende Zwergschweine namens Kunekune sind bei ihm im Einsatz. In der Maori-Sprache bedeutet der Name „fett und rund“, eine treffende Beschreibung. Sie haben kurze Beine, wiegen ausgewachsen etwa 40 Kilogramm und sind dicht behaart. „Das Besondere an ihnen ist, dass sie ihren Kopf kaum heben können. Also kommen sie nicht an die Zweige der Reben und später an die Trauben heran“, sagt Zebic zufrieden.

Unkrautjäten und Bodenauflockerung

„Sie leisten echte Präzisionsarbeit“, sagt er über seine tierischen Helfer. „Bei den Disteln fressen sie sogar die Wurzeln mit, so dass sie nicht so schnell wieder nachwachsen.“ Und nebenher lockerten sie mit ihren kleinen, energischen Rüsseln auch noch den Boden auf.

Damit sind die Zwergschweine aus Übersee eindeutig im Vorteil gegenüber Schafen, die bislang häufig zum Unkrautjäten eingesetzt werden, wenn Winzer auf umweltschädliche Pflanzengifte verzichten wollen. Manche Winzer haben allerdings auch schon Hühner eingesetzt. Doch die sind im Weinberg allzu oft eine leichte Beute für ihre natürlichen Fressfeinde.

Auch im Vergleich zu Traktoren schneiden die kleinen Schweine gut ab. „Traktoren verdichten den Boden“, erklärt Zebic. Und die scharfen Messer, mit denen das Unkraut abgeschnitten wird, könnten zudem die Rebstöcke beschädigen.

Biowinzer sind in der Champagne in der Minderheit

Kunekune-Schweine wurden erstmals in Weinbergen in Bordeaux getestet. Seit Januar beackern sie nun die 22 Hektar des Champagner-Weinguts Bonnaire. Der Winzer Jean-Etienne Bonnaire hat 2005 dessen Umwandlung in einen Biobetrieb begonnen. In der Champagne gehen bislang allerdings nur sehr wenige Winzer das Risiko ein, auf Chemie zu verzichten und dafür mehr Arbeit oder eine geringere Ernte in Kauf zu nehmen. „Die Schweine werden den Weinanbau nicht revolutionieren, aber sie sind eine gute Ergänzung“, sagt Bonnaire. Sie seien besonders nützlich in steilen Lagen. „Dort verlieren wir durch Unwetter jährlich vier bis fünf Zentimeter Boden“, sagt er.

Derzeit tollen die vier Kunekunes zwischen Chardonnay-Weinstöcken herum, die zu dieser Jahreszeit nur aus wenigen blattlosen Reisern bestehen. Das Gelände ist mit einem Elektrozaun und Videokameras gesichert.

„Ein etwas überraschender Anblick“, sagt Maxime Toubart, Vorsitzender des Champagner-Winzerverbandes. „Aber es ist immer interessant, etwas Neues auszuprobieren“, fügt er hinzu. Sollten sich die Schweine im Weinberg bewähren, könnten sich die Borstenviecher neben den Trüffeln eine weitere Luxusdomäne in Frankreich erobern.

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