Panorama Tropische Zecken: Neu eingewanderte Art überwintert erstmals in Deutschland

Die Hyalomma-Zecke ist doppelt bis dreimal so groß wie ihre europäischen Verwandten.  Foto: Universität Hohenheim
Die Hyalomma-Zecke ist doppelt bis dreimal so groß wie ihre europäischen Verwandten.

[Aktualisiert 13:50] Sie sind wesentlich größer als die hier bekannten Zecken, sie können Menschen wittern und Dutzende Meter weit verfolgen. Nun haben Hyalomma-Zecken aus Afrika und Südeuropa das erste Mal nachweislich in Deutschland überwintert. Es seien nach den jüngsten heißen Tagen gleich sechs der spinnenartigen Riesenzecken aufgetaucht, fünf auf einem Pferdehof am Niederrhein und eine auf einem Pferd in Niedersachsen, teilten die Universität Hohenheim (Stuttgart) und das Münchner Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr am Dienstag mit.

„Nach den ersten Nachweisen dieses Jahres müssen wir davon ausgehen, dass diese Tiere bei uns in Deutschland überwintern konnten“, sagte die Hohenheimer Parasitologin und Zecken-Expertin Ute Mackenstedt. Überwintern bedeute aber nicht notwendigerweise auch, dass die zu den Milben zählenden Tiere bereits heimisch seien.

Bis zu zwei Zentimeter lang

Die Hyalomma-Zecken stammen aus den Trocken- und Halbtrockengebieten von Afrika, Asien und Südeuropa – von Spanien über Italien bis zur Türkei. Von den hiesigen Zecken wie etwa dem Gemeinen Holzbock kann man sie leicht unterscheiden: Sie sind mit bis zu zwei Zentimeter Länge wesentlich größer und haben auffällig gestreifte Beine.

Bislang wurden Hyalomma-Zecken mit Zugvögeln nach Deutschland transportiert, dort könnten sie sich nach Ansicht der Wissenschaftler in diesem Jahr stärker ausbreiten. Die diesjährigen Funde seien sehr früh gemeldet worden. „Wenn man den Entwicklungszyklus zurückrechnet, hätten sie zu einem Zeitpunkt eingeschleppt werden müssen, als die Zugvögel noch gar nicht da waren.“

19 Exemplare in acht Bundesländern entdeckt

Die Hyalomma-Zecken können gefährliche Erreger übertragen, darunter jenes Virus, das das Krim-Kongo-Fieber verursacht, das mit schweren Blutungen einhergehen kann. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (Berlin) sind Hyalomma-Zecken seit 2017 auch in Deutschland nachgewiesen. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 19 Exemplare in acht Bundesländern (Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Brandenburg, Berlin und Schleswig-Holstein) gefunden. Laut Institut trug keine dieser Zecken Infektionserreger in sich.

Weiter dominant bleibt in jedem Fall der sogenannte Holzbock als heimische Zeckenart, wie Mackenstedt sagte. Die von ihm übertragenen Erreger können Borreliose und FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) auslösen. Während die normalen Zecken nicht einfach zu sichten sind, sobald sie sich am menschlichen Körper festkrallen, spürt der Mensch den Angriff der Hyalomma-Zecke, sagt Expertin Mackenstedt: „Sie ist ja deutlich größer. Das merken sie, wenn die auf Ihnen herumläuft.“

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