Bali Trauminsel verschärft Regeln: Nackte Touristen und heilige Berge

Blick über Pura Besakih, Balis bedeutendster Hindu-Tempel am Fuß des Vulkans Gunung Agung.
Blick über Pura Besakih, Balis bedeutendster Hindu-Tempel am Fuß des Vulkans Gunung Agung.

Auf Bali sind Glaube, Kultur und Mythologie allgegenwärtig. Zugleich sind die Einwohner offen und tolerant. Das Flair der Trauminsel begeistert Touristen. Dass manche dabei ihre Hüllen fallen lassen, hat nun Folgen.

Der Duft von Räucherstäbchen zieht durch die laue Tropenluft. Balinesinnen in leuchtenden Sarongs beten vor Schreinen und legen Opfergaben nieder. Figuren des löwenartigen Barong, der für das Gute steht, kämpfen gegen Rangda, die böse Dämonenkönigin. Sie stehen für einen untrennbaren Gegensatz, aber auch für ein ultimatives Ziel: Harmonie. In Bali sind Kultur und Religion allgegenwärtig; es scheint, als gebe es hier mehr Tempel als Häuser. Gerade das macht die indonesische Trauminsel so besonders. Aber mit der Harmonie hapert es gerade.

Zuletzt kam es wiederholt zu unmanierlichen Zwischenfällen mit nackten oder halbnackten Touristinnen und Touristen – mit Folgen für alle Bali-Fans. Gouverneur I Wayan Koster will sich das despektierliche Verhalten nicht länger ansehen und fährt einen harten Kurs. So bekommen Einreisende nun am Flughafen einen Leitfaden mit Benimmregeln in den Pass geheftet. Und Trekking-Touren auf die prächtigen Vulkane Gunung Batur und Gunung Agung könnten bald der Vergangenheit angehören.

Nicht auf heilige Bäume klettern

Denn der Name „Insel der Götter“ ist kein Klischee. Der balinesische Glaube – „Agama Hindu Dharma“ genannt – ist eine besondere und komplexe Art des Hinduismus, gemischt mit mythologischen Elementen. Er ist der zentrale Punkt im Leben der Menschen dort. „Auch wenn wir selbst nicht immer verstehen, was es genau mit bestimmten Zeremonien oder Gebeten der Priester auf sich hat“, wie der Taxifahrer Ketut erzählt. Eins aber ist sicher: Besucher sollten die Kultur des Gastlandes respektieren, speziell wenn es um sakrale Orte geht.

Deshalb gibt es jetzt klare Verhaltensregeln für Urlauber: Absolutes No-Go ist es etwa, auf heilige Bäume oder religiös verehrte Bauwerke zu klettern. Auch sah sich Koster veranlasst, unanständige Kleidung oder gar Nacktheit zu verbieten. Im März wurde ein russischer Blogger abgeschoben, nachdem er auf dem Berg Agung, der als Sitz der Götter betrachtet wird, sein nacktes Gesäß zur Schau gestellt hatte. Im Mai entblößte sich eine Dänin im Urlaubsort Seminyak als Beifahrerin auf einem Motorrad – sie wurde festgenommen. Und ebenfalls im vergangenen Monat schmiegte sich eine russische Touristin gänzlich hüllenlos an einen heiligen Banyan-Baum und postete Fotos davon online. Auch sie wurde abgeschoben.

Schon vor Wochen hatte Koster angekündigt, Ausländern möglicherweise das Ausleihen von Motorrollern zu verbieten, nachdem es zu Regelverstößen und Unfällen gekommen war. Speziell im Süden rund um die Party-Hochburg Kuta gilt ein Helm oft als unnötiges Accessoire. Vergangene Woche gab er nun bekannt, dass nur noch offizielle Vermieter Zweiräder verleihen dürfen.

Gegen ein Pauschalverbot

Gleichzeitig forderte Koster Einheimische auf, Touristen zu melden, die sich anstößig verhalten oder Vorschriften missachten. Dem Tourismussektor müssten „Qualität und Würde“ zurückgegeben werden. Sein jüngster Vorstoß – die Berge der Insel für jede Art von Tourismus zu sperren – ging dann aber selbst vielen Balinesen zu weit. Nach Kosters Angaben hatten Urlauber nackt auf den Gipfeln getanzt. „Die Berge besitzen eine heilige Essenz, was sie zu verehrten Orten macht. Daher verbieten wir Bergsteigeraktivitäten“, sagte er.

Das stößt nicht nur bei Bergführern, sondern auch bei Lokalpolitikern auf Widerstand – schließlich sind speziell der Batur und der Agung beliebte Ausflugsziele. Kritiker warnen, dass ein Verbot viele Balinesen ihrer Lebensgrundlage berauben und den wichtigen Industriezweig stark beeinträchtigen würde. Die Insel ist nach der Corona-Pandemie gerade erst wieder dabei, die so wichtige Tourismusbranche wiederzubeleben.

Der stellvertretende Sprecher der Provinzregierung, Tjok Gde Asmara Putra Sukawati, forderte Koster auf, den Plan zu überdenken. Er schlug vor, Touristen zu verpflichten, lokale Bergführer zu engagieren. Diese hätten dann den Auftrag, ihre Kunden über die Bedeutung der Berge und das richtige Verhalten aufzuklären.

Auch Reiseführer Ade Firmasnyah ist strikt gegen ein Pauschalverbot. „Es gibt viele Menschen, die im Bergtourismus arbeiten“, sagt er. Jedoch plädiert er dafür, die Preise für Trekking-Touren auf die Vulkane zu erhöhen, klare Regeln aufzustellen und hart gegen diejenigen durchzugreifen, die sich danebenbenehmen.

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