Adel Prozess gegen den eigenen Sohn: Ernst August von Hannover will Marienburg zurück

Ernst August Prinz von Hannover …
Ernst August Prinz von Hannover …

Jetzt wird der Familienstreit um Schloss Marienburg vor Gericht ausgetragen. Ernst August Prinz von Hannover will eine Schenkung an seinen Sohn rückgängig machen – wegen „groben Undanks“. Der hat eine ganz klare Meinung dazu.

Eine Familienzusammenführung stellt man sich in etwas intimerem Rahmen vor als ausgerechnet vor Gericht. Doch genau dort trifft Ernst August Prinz von Hannover bald seinen Sohn, Ernst August Erbprinz von Hannover. Das Landgericht Hannover hat persönliches Erscheinen angeordnet. „Groben Undank“ wirft das Oberhaupt der Welfen, der Ehemann von Prinzessin Caroline von Monaco, seinem Sohn vor – und verlangt das Schloss Marienburg zurück. Der Erbprinz kontert, die Klage des Vaters sei „substanzlos“. Nach Harmonie und schneller Einigung klingt das nicht, was am 25. November verhandelt wird.

Und es ist mehr als ein einfacher Familienstreit, es geht auch um die Zukunft des Schlosses: Beide, Vater und Sohn, gehören zum Fürstengeschlecht der Welfen, diese gelten als eines der ältesten Adelsgeschlechter Europas. Die ehemalige Sommerresidenz der Welfen ist die Marienburg südlich von Hannover. 2019 war die Familie in die Schlagzeilen geraten, weil Ernst August junior das marode Schloss für einen Euro an die öffentliche Hand verkaufen wollte – gegen den Willen seines Vaters.

Neuschwanstein des Nordens

Ernst August junior hatte auf die hohen Schulden, die die Betreibergesellschaft des Schlosses unter der Regie der Welfen angehäuft hat, aufmerksam gemacht. Doch nach dem Einspruch seines Vaters scheiterte der mit der niedersächsischen Landesregierung ausgehandelte Deal. Danach wurde für Schloss und Inventar eine Stiftungslösung gefunden. Im Mai sagte Niedersachsens Kulturminister Björn Thümler, das Schloss solle zum „Neuschwanstein des Nordens“ werden – nach einer Sanierung.

Es dürfte eine Binsenweisheit sein, zu sagen, dass der Vater des Erbprinzen damit wohl nicht einverstanden ist. Der Anwalt des 67-Jährigen hält sich bedeckt, nach Angaben des Landgerichts Hannover stützt Ernst August Prinz von Hannover seinen Anspruch unter anderem auf den Widerruf einer Schenkung infolge „groben Undanks“, ungerechtfertigte Bereicherung und den Wegfall der Geschäftsgrundlage.

Ernst August junior: Alles geklärt

Neben der Marienburg geht es auch um die Rückübereignung des Hausguts Calenberg in der Gemeinde Pattensen-Schulenburg und des Fürstenhauses Herrenhausen in Hannover. Früheren Angaben zufolge hatte der 67-Jährige seinem Sohn den Grundbesitz 2004 und 2007 in vorweggenommener Erbfolge geschenkt.

Ernst August junior wiederum bezeichnet die in der Klage enthaltenen Behauptungen als falsch. „Alle Argumente der Klage sind in der Vergangenheit bereits außergerichtlich entkräftet worden. Der gerichtlichen Auseinandersetzung sehe ich vor diesem Hintergrund gelassen entgegen“, sagt der 38-Jährige. Abseits dessen wolle er das Verfahren und die einzelnen Verfahrensschritte „mit Rücksicht auf meine Familie“ nicht kommentieren.

Bewährungsstrafe in Österreich

Aber der Erbprinz unterstreicht eines: „Es gibt keinen Grund, sich um die Zukunft von Schloss Marienburg Sorgen zu machen.“ Die Rechtslage sei diesbezüglich immer klar gewesen. „Die mit dem Land Niedersachsen gefundene Stiftungslösung ist rechtssicher abgeschlossen; dem langfristigen Erhalt der Marienburg als zentralem Kulturdenkmal Niedersachsens, das für alle öffentlich zugänglich bleibt, steht nichts im Wege“, sagt er. Sein Vater dürfte das nicht gerne hören.

Oder hat der Senior seine Gedanken möglicherweise ganz woanders? Der 67-Jährige wurde im März vom Landgericht im Wels zu einer zehnmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt, außerdem erhielt er unter anderem die Weisung, nicht mehr in seinem Anwesen in Oberösterreich wohnen zu dürfen. Am 24. November, einen Tag vor der mündlichen Verhandlung in Hannover, entscheidet das Oberlandesgericht Linz über Ernst Augusts Berufung.

Das Landgericht Wels sah es im März als erwiesen an, dass der Urenkel des letzten deutschen Kaisers unter anderem Polizisten attackierte und ein auf seinem Anwesen tätiges Verwalterehepaar massiv bedrohte. Der Welfenprinz verlas in dem Prozess eine Entschuldigung. „Ich übernehme die Verantwortung, bedauere das Geschehene außerordentlich und bin bereit, für die Schäden aufzukommen“, sagte Ernst August senior, der nur als „Herr Hannover“ angesprochen wurde. Die Verteidigung des Adeligen betonte, dass sich ihr Mandant nach einer Krebsoperation und wegen eines Konflikts mit seinem Sohn in einer Ausnahmesituation befunden habe. „Er fühlte sich im Stich gelassen“, sagte einer seiner Verteidiger.

… streitet mit seinem Sohn Ernst August Erbprinz von Hannover …
… streitet mit seinem Sohn Ernst August Erbprinz von Hannover …
… um Schloss Marienburg südlich von Hannover.
… um Schloss Marienburg südlich von Hannover.
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