Panorama Kanada: Pfadfinderinnen und Schulklassen meiden USA wegen Trumps Politik

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Ontario. Mit gemischten Gefühlen sehen viele kanadische Jugendliche in diesen Tagen Schul- und Vereinsausflügen in die USA entgegen. Grund ist die Unsicherheit angesichts der Einwanderungs- und Visa-Politik von US-Präsident Donald Trump. Der kanadische Pfadfinderinnenverband hat jetzt vorerst alle Reisen in die USA abgesagt.

Die Führung der „Girl Guides of Canada“ beschloss, „bis auf Weiteres keine neuen Reisen in die Vereinigten Staaten zu genehmigen“. Dies betrifft sowohl Reisen in die USA als auch Trips in andere Länder, bei denen ein Umsteigen auf einem US-amerikanischen Flughafen notwendig wäre. Für ein geplantes Sommerlager in Kalifornien wurde bereits ein nicht näher bezeichnetes „alternatives Ziel“ gefunden. Es sei eine schwierige Entscheidung gewesen, aber „Girl Guides of Canada“ sei den Werten der „Inklusion und Gleichbehandlung aller Mädchen und Frauen“ verpflichtet, heißt es in der Stellungnahme des Verbands. Kanada ist eine multikulturelle Gesellschaft. Dies spiegelt sich in den Schulklassen, Sportvereinen und Jugendorganisationen mit ihrer ethnischen Vielfalt wider. Viele Jugendliche kommen aus den muslimischen Ländern, die von der Politik Trumps besonders betroffen sind. Die meisten von ihnen sind kanadische Staatsbürger und haben einen kanadischen Pass oder haben zumindest als „permanent residents“ ein unbegrenztes Aufenthaltsrecht. Zwar wurde Kanada versichert, dass kanadische Staatsbürger von der neuen Politik der USA nicht betroffen seien, in jüngster Zeit machten aber mehrere Fälle von Zurückweisungen kanadischer Staatsbürger aufgrund ihrer ethnischen Herkunft Schlagzeilen. Inklusion, also das Prinzip, alle Mitglieder in Aktivitäten einzuschließen und sie zu achten, ist einer der Grundsätze der „Girl Guides“. Der Verband „anerkennt und schätzt den Reichtum menschlicher Vielfalt in ihren vielen Formen“ und sei ein Mosaik von Kulturen, sozialem Status, Religionen, Rassen und sexuellen Orientierungen, heißt es in einer Erklärung. Das Risiko, dass einige der Mädchen an der Grenze abgewiesen werden, wollten die „Girl Guides“, die vor mehr als 100 Jahren als Parallelorganisation zu den „Boy Scouts“ von Robert Baden-Powell gegründet wurden und allein in Kanada seitdem mehr als sieben Millionen Mädchen aufgenommen haben, nicht eingehen. Sie sind damit nicht allein. Quer durch das Land wird in den Schulbehörden diskutiert, wie man die populären Reisen von Klassen in die USA handhaben soll. Anfang Februar sagte eine Schule in Richmond in British Columbia eine Reise nach New York ab und begründete dies mit dem „Klima“ in den USA . Das bezog sich vor allem auf die Lage in New York nach den starken Demonstrationen gegen Trump nach dessen Amtseinführung. Eine Schule in Winnipeg sagte eine Reise ihres Leichtathletikteams nach Minnesota ab. Kürzlich verzichteten die Schüler der „Westmount High School“ in Montreal auf eine Washington-Reise zum Schulabschluss aus Solidarität mit muslimischen Mitschülern, die möglicherweise an der Grenze zurückgewiesen worden wären. Stattdessen geht es nach Toronto und zu den Niagara-Fällen. „Man kann ihre Reaktion mit den Worten zusammenfassen: Entweder geht die ganze Familie oder keiner von uns“, beschrieb Schuldirektor Michael Cristofaro die Entscheidung der Schüler. Die Schulbehörde des Bezirks Essex in Ontario sagte mehrere Reisen ab. Viel beachtet wurde eine Entscheidung des Fanclubs des Fußballvereins Vancouver Whitecaps FC: Die „Vancouver Southsiders“ verzichteten darauf, ihren Club zu Auswärtsspielen in Seattle und Portland zu begleiten. Einige Mitglieder müssten befürchten, wegen Trumps Einreise-Bann an der Grenze abgewiesen zu werden, sagte „Southsiders“-Präsident Peter Czimmermann . „Das bedeutet, einige von uns müssten zurückbleiben, und das ist gegen unsere Richtlinien und unsere Prinzipien.“

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