Deutschland Gefährliche Flammen: Waldbrandland Brandenburg

Waldbrand bei Jüterbog.
Waldbrand bei Jüterbog.

Mit gefährlichen Feuern haben sie Erfahrung in der Mark. Nirgendwo in Deutschland ist die Waldbrandgefahr so groß wie in Brandenburg. Und fast immer werden ökologisch bedeutsame Flächen zerstört.

Das große Waldstück nahe der brandenburgischen Kleinstadt Jüterbog brennt nun schon eine Woche. Durch die enorme Trockenheit und auffrischende Winde hat sich das Feuer inzwischen auf rund 330 Hektar ausgebreitet. Die Lage sei angespannt, aber noch kontrollierbar, erklärt Ordnungsamtschefin Christiane Lindner-Kopsch.

Doch der ehemalige Truppenübungsplatz ist stark mit Munition belastet. Die Einsatzkräfte der Feuerwehr berichten von zahlreichen Detonationen. Ein erneuter Drohnenflug sollte klären, wie dicht das Feuer an den Schutzstreifen herangerückt ist, der mehrere Ortschaften davor bewahren soll, dass Flammen auf sie übergreifen. Noch sei das Feuer recht weit entfernt von besiedelten Bereichen, so dass für Menschen bislang keine Gefahr bestehe, erklärte die Ordnungsamtsleiterin.

Jedes dritte Feuer im Land

Erfahrungen mit Waldbränden haben sie jedenfalls in Brandenburg. Jedes dritte Feuer in Deutschland wird in dem Bundesland rund um Berlin entfacht. In weiten Teilen des Landes sind die Böden karg, es dominieren Kiefer-Monokulturen. Ein ökologischer Mischwald-Umbau hat gerade erst begonnen.

Als „Streusandbüchse des Heiligen Römischen Reiches“ wird die Mark schon seit Jahrhunderten bezeichnet. Seit dem ersten langen Dürresommer 2018 hat sich der Boden nicht mehr erholt. Wegen der Trockenheit brennt der Wald wie Zunder, dringen Glutnester tief in Boden und Wurzelwerk ein. Brandenburgs Waldbrandschutzbeauftragter Raimund Engel erwartet wegen ausbleibender ergiebiger Niederschläge auch in den nächsten Tagen keine Entspannung der Lage bei Jüterbog.

Die meisten der 507 Waldbrände in Brandenburg im vergangenen Jahr wurden durch Unachtsamkeit verursacht. Bei den höchsten Waldbrandstufen vier und fünf sollten Besucher eigentlich weder im Grünen grillen, noch rauchen, noch Lagerfeuer machen. Viele machen es dennoch.

Zu Wochenbeginn galt in vier Landkreisen der Mark die höchste Gefahrenstufe, in drei Kreisen die zweithöchste. Engel klagt aber auch über vorsätzliche Brandstiftung. Wenn sich alle an das strikte Feuer- und Rauchverbot im Wald hielten, „wären wir ein Stück weiter“, sagt er. Denn grundsätzlich sei die Waldbrandgefahr in Brandenburg fast so groß wie in Südeuropa. Doch immer wieder werde gezündelt und so dem Wald großer Schaden zugefügt.

„Wertvolle Natur“

Das ehemalige Militärareal bei Jüterbog gehört der Stiftung Naturlandschaften Brandenburg, die das Gebiet zur Wildnis entwickeln möchte. Auf dem Großteil des einstigen Truppenübungsplatzes finden seit Jahren keine Eingriffe mehr statt. „Die Feuer auf den Wildnisflächen vernichten wertvolle Natur“, erklärte deshalb die Stiftung. Im Wald verbrennen Wurzeln und Humusschichten und mit ihnen darin lebende Würmer und Insekten. Auch langsame Amphibien wie Frösche, Reptilien wie Eidechsen und Schlangen würden verbrennen. „Selbst wenn Dachse, Füchse, Baummarder und Rehe Glück haben und rechtzeitig flüchten können, hat das Feuer ihren Lebensraum zerstört und unbewohnbar gemacht.“

In dem Schutzgebiet leben nach Angaben der Stiftung auch Fischotter, Wölfe, seltene Fledermausarten und der Wiedehopf. „Durch das Verbrennen der Humuslage und des Baumbestandes wird das gesamte Waldsystem praktisch auf null zurückgesetzt“, teilte die Stiftung mit. „Es gehen bis zu 120 Jahre an Wachstumsgeschichte und Wildnisentwicklung verloren.“

Und es ist längst nicht der erste Brand in diesem weitläufigen Gebiet um Jüterbog. Vor vier Jahren kam es hier zur einer sogenannten Großschadenslage: Über 750 Hektar Wald brannten damals, es war der größte Waldbrand in Brandenburg seit den 1970er Jahren.

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