München Ganz oder gar nicht : Warum das Oktoberfest nicht irgendwie anders stattfinden kann

Zwangspause: Nicht jeder Oktoberfest-Besucher kennt seine Grenzen.
Zwangspause: Nicht jeder Oktoberfest-Besucher kennt seine Grenzen.

Man muss das Oktoberfest nicht mögen. Es gibt im Gegenteil gute Gründe, in Jahren ohne Kontaktbeschränkungen einen weiten Bogen um das größte Volksfest der Welt zu machen. Kurz nachdem das erste Fass Bier angezapft ist, liegt zum Beispiel bald danach der säuerliche Geruch von Erbrochenem über dem „Kotzhügel“ hinter den Festzelten. Die Anwohner können ein Lied von Besuchern singen, die wahlweise Müll oder ihr kleines und großes Geschäft in ihren Vorgärten hinterlassen. Auch das Gedränge und Gejohle in den Bierzelten ist gewöhnungsbedürftig. Und da haben wir noch nicht über die astronomischen Preise für Fahrgeschäfte, Essen und Getränke geredet, bei denen einen auch stocknüchtern schwindelig wird.

Sechs Millionen Besucher aus aller Welt

Dennoch kann die Bedeutung der Wiesn, wie der Insider sagt, für München nicht überschätzt werden. Wirtschaftlich und auch gesellschaftlich – man denke nur an das alljährliche Defilee der A-, B- und C-Promis. Das muss man wissen, wenn man den Münchnern ihr Oktoberfest madig machen möchte. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bewegt sich jedenfalls auf ganz dünnem Eis, wenn er laut darüber nachdenkt, dass ein Oktoberfest mit sechs Millionen Besuchern aus aller Welt möglicherweise auch in diesem Jahr keine gute Idee ist. Als Rheinländer könnte man ihm das vermutlich ganz gut mit einem Verweis auf den Kölner Karneval anschaulich machen – wenn er sich nicht auch schon mit den Jecken angelegt hätte.

Wird es neue Virusvarianten geben?

Andererseits gehört es zu seiner Jobbeschreibung, angesichts der pandemischen Lage Wasser in den Wein, Pardon, ins Bier zu schütten. Natürlich kann heute niemand wissen, ob uns im Herbst eine neue Coronavirus-Variante heimsucht oder nicht. Zur Wahrheit gehört allerdings: Lauterbach kann das auch nicht mit Sicherheit sagen. Bemerkenswert weltfremd ist aber sein folgender Satz: „Jetzt zu sagen, dass das Oktoberfest so stattfinden kann, wie es immer stattgefunden hat vor der Pandemie, halte ich für gewagt.“ Wie bitteschön sollte es anders stattfinden. Die Wiesn geht ganz oder gar nicht! Alkoholleichen inklusive.

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