Panorama Drei Frauen-Generationen im Visier: «Im Netz der Gier»
Berlin (dpa) - Am Beginn steht ein Mord, bei Nacht, in einem Auto. Und schließlich befinden sich eine junge Studentin, ihre alleinerziehende Mutter sowie deren durchtriebene Chefin unversehens in Gefahr. Der TV-Thriller «Im Netz der Gier» ist am Samstag (21. September) um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.
Büroleiterin Anna Grawe (Tanja Wedhorn) arbeitet gern für die Berliner Bundestagsabgeordnete Bea Kober (Rosa Enskat). Als sie auf Kobers Bitte einen Umschlag mit viel Geld vor der Staatsanwaltschaft versteckt und später öffnet, weiß Anna, dass Bea in Schwierigkeiten steckt. Denn die Politikerin hat Kontakt zum kasachischen Oligarchen Parygin (Eugen Knecht), der einen Jachthafen in ihrem touristenarmen Wahlkreis bauen will.
Ein Killer schlägt zu
Die unwissende Anna ahnt auch nicht, dass ihre in London studierende Tochter Larissa (Paula Hartmann) ein Verhältnis mit dem verheirateten Geschäftsmann hatte und ihn nun mit einem intimen Video erpresst. Als Anna mit der Tochter zu Großmutter Magda (Jutta Wachowiak) in das verschlafene Küstendorf fährt, holt sie dort nicht nur der Korruptionsskandal ein. Oberstaatsanwältin Limmer (Clelia Sarto) folgt ihnen an die Ostseeküste - und Parygin hat einen Killer dorthin geschickt, der bereits zugeschlagen hat.
Regisseurin Franziska Schlotterer (52, «Totgeschwiegen») und Autor Michael Vershinin (62, «Ein Krimi aus Passau») haben ihren Film in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern gedreht. Dabei konzentrieren sie sich leider weniger auf den politischen Skandal um den Mord zu Beginn, sondern vielmehr auf die familiären Verwicklungen.
Abgebrüht oder naiv?
Recht gut immerhin werden die Folgen aufgezeigt, die jede kleine Entscheidung eines Einzelnen für alle haben kann. Dabei zeigt sich allerdings zunehmend, dass alle drei Hauptfiguren eine gehörige Portion an krimineller Energie besitzen. Ein teures Stipendium, edler Schmuck, sonstige Gefälligkeiten - so wird hier nachvollziehbar ein gefährliches Geflecht von gegenseitigen Abhängigkeiten geschaffen. Was allerdings zumindest für eine der drei Damen tödlich endet.
Tanja Wedhorn (52, «Praxis mit Meerblick») und Paula Hartmann (23, «Decision Game») geben ein gutes Gespann aus fürsorglicher, aber auch verführbarer Mutter und ihrer eher nüchternen und zielstrebigen Tochter. Beiden Figuren sind zudem eine gewisse Abgebrühtheit und Naivität zu eigen, die sie in ordentliche Schwierigkeiten bringen. Aber auch Rosa Enskat (57, «Bis ans Ende der Nacht») spielt hier eine eindrucksvolle Figur, die durch eine Mischung aus Eigennutz und Skrupellosigkeit besticht. Am Ende zeigt sich, dass eine Familie zerstört ist und eine andere schwer gebeutelt zurückbleibt.