Frankreich Angriff in Annecy: Mehrere Kinder bei Messerattacke verletzt

Tatort war der bei Einheimischen und Touristen beliebte Park „Europa-Gärten“ in der ostfranzösischen Stadt Annecy.
Tatort war der bei Einheimischen und Touristen beliebte Park »Europa-Gärten« in der ostfranzösischen Stadt Annecy.

Entsetzen in Frankreich: Ein mit einem Messer bewaffneter Mann hat im ostfranzösischen Annecy vier Kleinkinder und einen Erwachsenen lebensgefährlich verletzt.

Was geht in einem Mann vor, der Kleinkinder und Senioren in einem Park mit einem Messer angreift und lebensgefährlich verletzt? Groß sind das Entsetzen und das Unverständnis weit über die ostfranzösische Stadt Annecy hinaus, nachdem dort ein 32-jähriger Syrer am Donnerstagvormittag vier Kinder im Alter zwischen einem und drei Jahren sowie zwei Erwachsene attackiert hat.

Sie befanden sich in einem Spielplatz im Park „Europa-Gärten“ direkt am Alpenrandsee Lac d’Annecy. Dieser ist bei Einheimischen und Touristen beliebt. Eines der verletzten Kleinkinder stammt aus den Niederlanden, ein anderes aus dem Vereinigten Königreich. Von den beiden Erwachsenen wurde ein Mann von Schüssen getroffen, die Polizisten abfeuerten, um den Angreifer zu fassen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zeigte sich bestürzt über die „Attacke von absoluter Feigheit“. „Die Nation steht unter Schock“, schrieb er auf Twitter.

Wohl kein terroristisches Motiv

Der Täter war den Behörden bislang unbekannt. Augenzeugen zufolge rief er zweimal auf Englisch „Im Namen von Jesus Christus“; er soll außerdem ein Kreuz, das er an einer Kette um den Hals trug, hochgehalten haben. Fotos zeigten einen Mann in schwarzer Sportkleidung und weißen Turnschuhen, mit Sonnenbrille und einem um den Kopf gebundenen Tuch. Er versuchte zwar zu fliehen, wurde aber noch vor Ort festgenommen und kam in Untersuchungshaft.

Der zuständigen Staatsanwältin Line Bonet-Mathis zufolge wurden Ermittlungen wegen versuchter Tötung aufgenommen; Hinweise auf ein terroristisches Motiv gebe es derzeit nicht. Der Mann habe ein Messer, aber keine Schusswaffe bei sich getragen. Vor zehn Jahren sei er nach Schweden geflohen, wo er seit April einen festen Status als Flüchtling hat. Dadurch hielt er sich legal in Frankreich auf.

Seit zwei Monaten in Annecy

Dem französischen Nachrichtensender BFMTV zufolge meldete sich eine Syrerin, die sich vor Kurzem von dem Mann getrennt haben will und die mit der gemeinsamen, drei Jahre alten Tochter in Schweden geblieben sein soll. Frankreichs Premierministerin Élisabeth Borne, die noch am Nachmittag in Annecy eintraf, sagte, es handele sich bisherigen Erkenntnissen zufolge um einen Einzeltäter. Sie sei erschüttert über diesen „unfassbaren, niederträchtigen Akt“.

Französische Medien zitierten einen Mitarbeiter des Parks, der den Täter seit ungefähr zwei Monaten dort gesehen haben will. „Er war jeden Tag da, morgens bis abends und jeder hat ihn irgendwie bemerkt, weil er ganz alleine war.“ Augenzeugen zufolge suchte sich der Mann kleine Kinder und ältere Menschen als Opfer aus. „Er ging direkt auf Omas und Opas los“, berichtete der ehemalige Fußballprofi Anthony Le Tallec, der sich zufällig vor Ort befand.

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