Panorama Japan wirft Sex-Magazine aus den Supermarktregalen

Bislang sind die Sex-Magazine für alle sichtbar und erhältlich. Männliche Kunden blättern bereits im Geschäft ungeniert darin.
Bislang sind die Sex-Magazine für alle sichtbar und erhältlich. Männliche Kunden blättern bereits im Geschäft ungeniert darin.

«Tokio.» Japan ist die wohl prüdeste Industrienation. Gleichzeitig sind krasse und explizite Sex-Magazine praktisch überall zu haben. Das soll sich nun ändern.

Neben dem Kühlregal oder den Süßigkeiten stapeln sich die Pornohefte. In Japans Supermarkt wird offen angeboten, was in Deutschland nur unter der Ladentheke verkauft werden darf: Pralle Busen, gespreizte Frauenbeine und steife Glieder sind die krassen wie aufreizenden Aufmacher der Heftchen. In den Zehntausenden „Convenience Stores“, die meist 24 Stunden geöffnet haben, ist es Brauch und Unsitte, auch eine große Auswahl an Sex-Zeitschriften im Sortiment zu haben. Akkurat aufgereiht und gut geordnet sind die Publikationen für alle sichtbar und erhältlich. Und die meist männlichen Kunden blättern darin schon im Geschäft völlig ungeniert und oft stundenlang. Ausländer wundern sich meist über diese Freizügigkeit in der ansonsten doch recht prüden Gesellschaft Japans. Und nicht nur Frauen aus anderen Ländern reagieren mit Befremden, wenn der Sitznachbar in der U-Bahn ohne jeden Versuch, den Inhalt zu verbergen, in einem Sadomaso-Heft liest. Nun wird dieser lockere Umgang mit Pornografie offenbar auch den Japanern peinlich. Der vom Staat gewollte und mittlerweile massive Anstieg ausländischer Touristen wirft die Frage auf, was die Besucher wohl über Land und Leute denken. Besonders mit Blick auf zwei sportliche Großereignisse will Japan sein Image aufpolieren. Im Herbst wird hier die Rugby-Weltmeisterschaft stattfinden, und 2020 werden die Olympischen Sommerspiele in Tokio ausgetragen. Da möchte der Gastgeber keine Schmuddelecken zeigen. Also werden die Sex-Magazine aus den Supermärkten verbannt. So wolle man ausländischen Gästen einen „besseren Eindruck“ vermitteln. Mit dem Bann nehme man zudem Rücksicht auf Frauen und Kinder. Die drei führenden Convenience-Store-Betreiber 7-Eleven, Lawson und FamilyMart haben angekündigt, dass sie ab Ende August landesweit keine „Zeitschriften für Erwachsene“ mehr anbieten werden. Ministop, ein weiterer Shop-Betreiber, verkauft bereits in 2000 seiner 16.000 Läden keine Pornos mehr. Da die Resonanz der Kunden überraschend positiv sei, werde man das Verbot auf alle Läden ausweiten. Das Verhältnis vieler Japaner zu Sex ist ohnehin mehr als ambivalent. Umfragen belegen, dass kaum ein Volk so wenig Sex hat wie das japanische. Mehr als die Hälfte der jungen Japaner hat nach eigenen Angaben nicht einmal Interesse daran. Sie bezeichnen sich selbstsarkastisch als „herbivor“, als Pflanzenfresser. Auf der anderen Seite bessern viele Schulmädchen ihr Taschengeld im Rotlichtmilieu auf, gehen mit älteren Herren „spazieren“ oder verkaufen ihre Unterwäsche. Und obwohl Prostitution offiziell verboten ist, verdienen auch männliche Hostessen durch Sexangebote ein Vermögen. Mit Sexfilmen ist es wie mit den Pornoheften, es gibt sie praktisch überall – meist unzensiert und ungeniert in der Öffentlichkeit. In kleineren Hotels und privaten Herbergen gehören sie zum „Unterhaltungsprogramm“ auf den Zimmern. Ohne Vorwarnung kann ein ahnungsloser Gast an einen Porno geraten. Wenn sich die Saubermann-Kampagne durchsetzen soll, müssen auch diese Sex-Kanäle aus dem Programm genommen werden – zumindest während den internationalen Sportereignissen.

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