Panorama Helau, Alaaf und Ahoi

Vor einigen Tagen fragte mich eine Kundin, ob Karneval beziehungsweise Fasching und Knigge zusammenpassen? Oder sich gar widersprechen? Meine Meinung: ausgelassen feiern und sich dabei benehmen geht immer. Mit Anfang 20 zog ich aus dem jeckenfernen Sauerland in eine Karnevalshochburg am Rhein. Ich war bereit, mich an Weiberfasnacht in den Straßenkarneval zu stürzen. Von Kolleginnen und Kollegen lernte ich in einem Fünf-Minuten-Crashkurs alles Wichtige zum Karneval. Und dann passierte mir das: Ein bunt angemalter riesiger Mund kam immer näher und presste kurz seine Lippen auf meine Wange. Erschrocken zog ich meinen Kopf zurück und starrte in ein fröhlich lachendes Clowngesicht. In genau diesem Moment fiel es mir dann wieder ein, und meine Gesichtszüge entspannten sich. Ein „Bützchen“! Das sind die unverbindlichen Jecken-Küsschen auf die Wange. Nicht mehr und nicht weniger. Und auch nur auf die Wange. Als nächstes kam ein Marienkäfer auf mich zu. Hakte sich unter, schunkelte und sang zu einem Stimmungslied, dessen (kölschen) Text ich erst viel später verstand. Wilde Katzen schlichen vorbei, drückten mir ein Getränk in die Hand, tanzten kurz mit mir und verschwanden wieder in der Menge. Egal, ob wir es Karneval, Fasching oder Fasnacht nennen. Der Grundgedanke fürs Feiern ist gleich: ausgelassen und fröhlich. Doch Vorsicht vor zu viel Alkoholgenuss, denn der und auch die Anonymität der Verkleidung lösen bei manchen Leuten die Hemmungen. Alle Jecken sollten beim Umarmen, Schunkeln und Bützen ihre eigenen Grenzen und auch die der Mitfeiernden einhalten und gegebenenfalls aufzeigen. Auch wenn die „Fünfte Jahreszeit“ die närrische Zeit ist, halten Sie nicht sich oder andere zum Narren! (Foto: J. Hauk) Die Autorin Gerlind Hartwig ist Image-Trainerin aus Kaiserslautern. Die 43-Jährige berät zu modernen Umgangsformen und angemessenem Kleidungsstil. Die Serie „Benimm dich“ erscheint in unregelmäßigen Abständen montags in der RHEINPFALZ.

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