Panorama Explosion in Lyon - Verdächtigter weiter flüchtig

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Soldaten der französischen Anti-Terror-Einheit »Vigipirate Mission« stehen auf einer Straße und sichern ein Gebiet ab. Nach der Explosion in Lyon mit mehreren Verletzten haben Anti-Terror-Spezialisten der Pariser Staatsanwaltschaft die Ermittlungen übernommen.

[Aktualisiert 22.30 Uhr] Nach einer Explosion in Lyon mit mehreren Verletzten wird immer noch nach einem Tatverdächtigen gefahndet. Die französische Justizministerin Nicole Belloubet sagte am Freitagabend dem Nachrichtensender BFMTV, es sei zu früh zu sagen, ob es sich um einem Terroranschlag handele. Zuvor hatte die Pariser Staatsanwaltschaft bestätigt, dass Anti-Terror-Spezialisten die Ermittlungen übernommen hätten. Die Regierung sei „äußerst schockiert“ über die Tat in Lyon, sagte die Ressortchefin.

Mindestens acht Verletzte

Die Explosion hatte sich am frühen Abend im Zentrum der Stadt im Südosten des Landes ereignet. Mindestens acht Menschen wurden nach Angaben der Präfektur bei der Explosion verletzt. Der Sender BFMTV berichtete von mindestens 13 Verletzten - darunter sei auch ein Kind. Die Polizei bestätigte diese Angaben auf Nachfrage nicht und sprach von Leichtverletzten. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron nannte die Explosion einen „Angriff“. Es sei zum jetzigen Zeitpunkt nichts über Todesopfer bekannt, sagte er in einem Interview des YouTubers Hugo Travers kurz nach dem Vorfall. Seine Gedanken seien bei den Angehörigen.

Fahndung nach einem Mann

Die Explosion ereignete sich nahe einer Bäckerei in der Straße Victor Hugo an einer Kreuzung in einer Fußgängerzone. Der Sender Franceinfo berichtete unter Berufung auf das französische Innenministerium, dass dort auf dem Boden ein Beutel oder Koffer, der einen Sprengsatz mit Schrauben enthalten haben soll, explodiert sei. Der Pariser Anti-Terror-Staatsanwalt Rémy Heitz wollte am Abend nach Lyon fahren. Die Polizei fahndete am Abend nach einem Mann, wie ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur sagte. Medienberichten zufolge soll er mit einem Fahrrad geflohen sein und den Sprengsatz zuvor an der Bäckerei deponiert haben. Die Explosion trifft Frankreich kurz vor der Europawahl. Premierminister Édouard Philippe sagte seine Teilnahme an einer Abschluss-Wahlkampfveranstaltung ab, wie die französische Nachrichtenagentur AFP berichte. Die Rechtspopulistin Marine Le Pen sprach von einem „terroristischen Anschlag“.

250 Tote durch islamistischen Terrorismus

Die Hintergründe der Tat waren jedoch zunächst unklar. Frankreich wird seit Jahren von einer islamistischen Terrorwelle erschüttert, dabei wurden rund 250 Menschen getötet. Erst im Dezember hatte der mutmaßliche Islamist Chérif Chekatt in der Straßburger Innenstadt das Feuer eröffnet - es starben letztlich fünf Menschen, zudem wurden zahlreiche verletzt. Die örtliche Präfektur dementierte am Abend Gerüchte, wonach es weitere Explosionen gegeben haben soll. Zwei Metrostationen in der Innenstadt wurden geschlossen, der Bereich rund um den Tatort abgesperrt. Die Präfektur rief Anwohner auf, sich fernzuhalten und keine Gerüchte zu verbreiten. Man dürfe nun die Bevölkerung nicht aufschrecken, sagte David Kimelfeld, Präsident der Metropolregion Lyon, dem Sender BFMTV.

Verletzungen von kleinen Kugeln und Schrauben

Augenzeugen der Explosion in Lyon berichteten nach Angaben von Franceinfo von einem lauten Knall. Verängstigte Menschen seien über die Straße gelaufen. Die Polizei war demnach schnell an Ort und Stelle und sperrte den Tatort ab. Einige der Menschen seien an den Beinen leicht verletzt worden, erzählte ein Apotheker, dessen Geschäft gegenüber der Bäckerei liegt, zu BMFTV. Die Verletzungen stammten seinen Angaben nach von kleinen Kugeln und Schrauben. Nach der Explosion habe es keine Panik gegeben, sagte Bezirksbürgermeister Denis Broliquier. Es gebe keine Gefahr für die Bewohner des Viertels. Lyon liegt im Südosten Frankreichs, es ist die Hauptstadt des Département Rhône und der Region Auvergne-Rhône-Alpes und mit mehr als 515 000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Frankreichs nach Paris und Marseille. Im Sommer 2015 wollte ein Islamist in einem Industriegas-Werk eine Explosion herbeiführen, wurde aber überwältigt. Er hatte zuvor seinen Chef enthauptet.

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