Wirtschaft Opel kommt nicht zur Ruhe

«Rüsselsheim/Kaiserslautern.» Die deutschen Opel-Betriebsräte und die Industriegewerkschaft Metall machen sich Sorgen, dass spätestens vom kommenden Jahr an der personelle Kahlschlag beim Rüsselsheimer Autobauer kommt.

Gestern hatten die Arbeitnehmervertreter zu Versammlungen an allen Standorten aufgerufen. In Rüsselsheim warf Betriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug der Geschäftsleitung „Desinformation“ vor. Die Unruhe in dem Traditionsunternehmen hat auch wieder einmal die Bundesregierung erreicht. Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie Wirtschaftsminister Peter Altmaier fordern ein „Zukunftskonzept“ für Opel und seine 19.000 Beschäftigten in Deutschland, darunter laut Betriebsrat rund 2700 – inklusive Leiharbeitern – im 1966 gegründeten Werk Kaiserslautern. Zwar erklärt der neue Opel-Chef Michael Lohscheller, dass sich seit der Übernahme durch PSA (Peugeot/Citroën) die Erträge spürbar verbessert hätten – die aus Paris vorgegeben Ziele sind aber noch nicht erreicht worden, wie es aus Unternehmenskreisen heißt. Streit gibt es aktuell vor allem um das Werk in Eisenach, wo nach Angaben der Gewerkschaft ein radikaler Personalabbau geplant sein soll, rund die Hälfte der derzeit noch knapp 1800 Arbeitsplätze soll angeblich abgebaut werden. Investitionen in das Werk in Thüringen, die aus Paris grundsätzlich zugesagt worden waren, liegen inzwischen auf Eis. Man wolle nur investieren, wenn das Werk auch wettbewerbsfähig produzieren könne, heißt es nun. Auch bei der Betriebsversammlung im Kaiserslauterer Opel-Werk ging es unter anderem um Eisenach. Die Entscheidung von PSA, dort kein Nachfolgemodell des Mokka auf GM-Plattform zu bauen, tangiere auch Kaiserslautern, denn hier hätten Komponenten und Motoren für den neuen Mokka gebaut werden sollen, so der Kaiserslauterer Betriebsratsvorsitzende Lothar Sorger gegenüber der RHEINPFALZ. PSA halte sich nicht an Vereinbarungen. So habe der französische Konzern eine Motorreihe, die in Kaiserslautern gefertigt werden sollte, an einem Standort in Ungarn vergeben – ohne ausreichende Verhandlungen mit dem Kaiserslauterer Werk, wie Sorger kritisierte. Unterdessen werde ein neues Motorenwerk, das an dem pfälzischen Standort gebaut wird, wie vorgesehen 2019 seine Produktion aufnehmen, sagte Sorger weiter. Kein weiterer Motor bedeute nicht automatisch den Untergang des Werkes Kaiserslautern, aber um dessen Auslastung zu sichern, „brauchen wir einen zweiten Motor aus dem PSA-Baukasten“. PSA-Chef Tavares hält sich zu den Vorwürfen, dass sich die Konzernmutter nicht an Absprachen halte, bedeckt. Ein Treffen mit Gewerkschaftern und deutschen Spitzenpolitikern sagte er ab, aus Termingründen, wie es offiziell hieß. Opel hat ersten Quartal 2018 in den 28 EU-Ländern 245.903 Fahrzeuge verkauft. Nach der Statistik des europäischen Automobilverbandes ACEA waren vor einem Jahr noch 271.798 Neuwagen abgesetzt worden – das ergibt für Opel ein Absatzminus von 9,5 Prozent. Auch ein Blick auf die Marktanteile bestätigt den Abwärtstrend: Im ersten Quartal 2017 kam die Marke Opel EU-weit noch auf einen Marktanteil von 6,6 Prozent. Im Zeitraum Januar bis März 2018 lag Opels Marktanteil laut ACEA nur mehr bei 5,9 Prozent. Auch unter dem vorherigen Eigentümer General Motors gab es immer wieder erbitterte Kämpfe um die Absenkung der Kosten, trotzdem konnten die Schließungen der Werke in Bochum und Antwerpen nicht verhindert werden. Kommentar/Nils berichtet/ Aktienchart: Peugeot

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