Wirtschaft Kommentar: Was Griechenland braucht

Den Griechen wurde in den vergangenen Jahren viel abverlangt.

Nötig sind jetzt tiefgreifende Reformen.

Nach acht Jahren Therapie sollte es einem Patienten besser gehen. Im Fall Griechenlands, das sich gestern von den Hilfsprogrammen der Euro-Partner und des Internationalen Währungsfonds abnabelte, ist es umgekehrt: Das Land und seine Menschen sind ausgezehrt. Die Arbeitslosenquote ist doppelt so hoch wie am Anfang der Rettung, Löhne und Renten fielen im Durchschnitt um 30 Prozent. Jeder Dritte in Griechenland ist von Armut bedroht. Die Wirtschaftskraft schrumpfte um ein Viertel, der Schuldenberg ist heute um die Hälfte höher als 2009. Da fällt es schwer, von einem Erfolg zu sprechen. Griechenland trägt dafür Mitverantwortung. Die Institutionen des Landes sind schwach, Korruption und politische Vetternwirtschaft sind tief verwurzelt. Die Athener Regierungen verschleppten Reformen, weil sie Konflikte mit Interessengruppen und der eigenen politischen Klientel scheuten. Schuld trifft aber auch die Kreditgeber. Sie unterschätzen die Wirkung der Sparvorgaben und trieben so Griechenland in eine Rezession, die die große Depression in den USA Anfang der 1930er Jahre übertraf. Das Ergebnis der „Rettungspolitik“ ist eine humanitäre Katastrophe, die Hellas auch wirtschaftlich lähmt. Was Griechenland jetzt braucht, ist eine tiefgreifende Reform der Verwaltung. Das Land muss Strukturen und Institutionen aufbauen, die seine Zukunft sichern – im Gesundheitswesen, in der Sozialversicherung und der Bildung. Dringlich sind auch eine Justiz-, Verwaltungs- und Steuerreform, die Griechenland für Investoren attraktiv macht. Die EU kann dabei helfen. Aber Griechenland muss sich auch helfen lassen. Daran hat es oft gehapert.

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x