Wirtschaft Kommentar: Die Euphorie ist schnell verflogen

Bei den Opelanern macht sich

Ernüchterung breit. Die neue Mutter PSA geht rigoroser vor, als man

dies für möglich gehalten hätte.

Im vergangenen August strotzten Carlos Tavares und Michael Lohscheller noch vor Selbstbewusstsein. Ein neuer europäischer Champion am Autohimmel sollte durch die Allianz der französischen PSA und des traditionsreichen deutschen Opel-Konzerns entstehen. Mehr Absatz, mehr Marktanteile, weniger Kosten und mehr Gewinn versprachen der PSA- und Opel-Chef. Bei Opel war man froh, die jahrzehntelange Herrschaft der Amerikaner von General Motors (GM) endlich hinter sich zu haben. Aufbruchsstimmung machte sich breit. Inzwischen aber zeigt sich, dass die Fortschritte nicht so groß sind, wie man sich das erhofft hatte. Und der PSA-Chef macht deutlich, dass er damit nicht zufrieden ist. Zwar sind die rund 19.000 Opel-Mitarbeiter in den drei deutschen Werken Eisenach, Kaiserslautern und Rüsselsheim noch bis Ende des Jahres durch Betriebsvereinbarungen, die noch unter der GM-Ägide geschlossen wurden, vor Entlassungen geschützt. Doch selbst der neue Opel-Chef Lohscheller muss einräumen, dass die Kosten in den Werken der Rüsselsheimer deutlich höher liegen als in den PSA-Fabriken. Der große Schub auf der Absatzseite, der hier für Ausgleich sorgen sollte, bleibt noch aus. Der chinesische Markt etwa lässt sich nicht über Nacht erobern. Und weil der Markt auch in Großbritannien oder der Türkei nicht gerade gut für Opel läuft, bleibt eben vorerst nur Kostensenkung als Sanierungsmittel. Eisenach und auch das Zulieferwerk in Kaiserslautern könnten darunter besonders zu leiden haben. Tavares hat PSA in nur drei Jahren auf Schlankheit und Effizienz getrimmt und dabei Tausende Jobs gestrichen. Wahrscheinlich war es nur eine Illusion, dass dies bei Opel anders gehen würde. Langsam, aber sicher werden sich auch die Opelaner an diese Realität gewöhnen müssen. Daran kann auch die Bundesregierung nichts ändern, die nun warme Worte spendet.

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