Wirtschaft Kommentar: Die BASF hat ihre Lektion gelernt

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Beim TDI-Projekt hat die BASF viel Lehrgeld bezahlen müssen.

Beim Ludwigshafener Acetylen-Projekt setzt die BASF alles daran, Riesenpannen wie bei der TDI-Anlage zu vermeiden.

Zwei Großprojekte der BASF im Ludwigshafener Stammwerk haben viele Ähnlichkeiten. Sowohl die Anlage zur Produktion der Chemikalie TDI, aus der vor allem Schäume für Polster und Matratzen hergestellt werden, als auch die Fabrik zur Produktion der Grundchemikalie Acetylen sind Großinvestitionen. Erstere kostet gut 1 Milliarde Euro, letztere eine halbe Milliarde. Beide Fabriken sollen die Infrastruktur und damit auch die Ertragskraft des weltgrößten Chemie-Areals mit 35.000 Mitarbeitern stärken. Auf der TDI-Baustelle arbeiteten in Spitzenzeiten 2000 Beschäftigte. Beim Acetylen-Projekt werden es bis zu 1300 sein. Aber es gibt auch Unterschiede. Die TDI-Anlage läuft inzwischen. Ende Juli hat sie nach vielen Pannen und nötig gewordenen Großreparaturen den Regelbetrieb aufgenommen. Der Start war eigentlich für Anfang 2015 geplant. Die Acetylen-Anlage ist noch im Bau. Sie soll Ende 2019 starten. Und die BASF ist dabei, die Lehren aus dem TDI-Desaster zu ziehen.

Viel zu knapp kalkuliert

Das fängt beim Zeitplan an. Die TDI-Fabrik sollte nach 28 Monaten Bauzeit fertig sein. Das war viel zu knapp kalkuliert und löste Hektik aus. Für die kleinere und weniger komplexe Acetylen-Anlage lässt sich die BASF drei Jahre Zeit. Der Anteil der Eigenleistung der BASF lag beim TDI-Projekt bei 20 Prozent. 80 Prozent kamen – wie damals bei Großanlagen üblich – von außen. Jetzt wurde der Eigenanteil erhöht. Zulieferern und Fremdfirmen wird genauer auf die Finger geschaut. Zum Beispiel sind BASF-Mitarbeiter bei Schweißarbeiten in Fabriken von Zulieferern wichtiger Apparate zur Kontrolle vor Ort dabei. Und vor allem liegt die Gesamtverantwortung für den Bau der Acetylen-Anlage bei der BASF. Im TDI-Fall war das nicht so. Beim TDI-Projekt hat die BASF viel Lehrgeld bezahlen müssen. Beim Bau der Acetylen-Anlage kann sie beweisen, dass sie alle Lektionen gelernt hat. Das ist sie allein schon ihrem Anspruch schuldig, das weltweit führende Chemieunternehmen zu sein.

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