Wirtschaft Holzfässer für „Rote“ reserviert

Weingut auf drei Standbeinen: Stephan und Maren Schindler.
Weingut auf drei Standbeinen: Stephan und Maren Schindler.

«BOBENHEIM AM BERG.» Spielmann-Schindler, hinter diesem Namen verbirgt sich eine Familiengeschichte im Zeichen von Landwirtschaft und Weinbau im Norden der Pfalz. In fünfter Generation führen Stephan Schindler und seine Frau Maren in Bobenheim am Berg das Weingut mit dem Doppelnamen. Erfolgsbringer sind Riesling und Spätburgunder.

Vor 17 Jahren, er hatte gerade seinen Weinbautechniker in der Tasche und eine Winzerlehre in renommierten Betrieben hinter sich, hat der heute 39-Jährige den elterlichen Betrieb übernommen. Ein Zuckerschlecken war es nicht. Galt es doch bereits beim Einstieg eine Rebfläche von beachtlichen 42 Hektar in und um Bobenheim am Berg zu beackern. Heute sind es in der „Kuschelecke“ der Verbandsgemeinde Freinsheim, wie der kleine Ort zwischen Bad Dürkheim und Grünstadt gerne genannt wird, 65 Hektar Rebland, darunter so traditionelle Lagen wie „Ohligberg“ und „Kieselberg“. Buntsandstein und Letten sind hervorstechendes Terroir. Im Vergleich zu vielen seiner Kollegen in der Pfalz geht Schindler bei der Vermarktung seiner Jahresproduktion von mehr als 600.000 Litern einen ganz anderen Weg. In der Regel tragen etwa 40.000 Flaschen pro Jahrgang den Namen des Weingutes auf dem Etikett. Alles andere, und das ist eine gewaltige Menge, wird entweder als Trauben an Selbstvermarkter abgegeben oder als Fasswein beziehungsweise als füllfertige Gebinde von bekannten Weingütern in der Region zugekauft. Gerade bei diesen Geschäften sei der Kontakt zu den Winzerkollegen sehr eng, macht Stephan Schindler deutlich. „Da muss es dann auch menschlich passen.“ Auf über 35 Prozent der Rebfläche wachsen Rieslingtrauben, gefolgt vom Burgunder in Weiß und Rot und dem Dornfelder. Nach wie vor einen hohen Stellenwert haben auch Müller-Thurgau und Portugieser. In der Regel werden die Trauben im Herbst mit dem Vollernter gelesen. Nur für die Hochkaräter gilt ausschließlich Handarbeit. Um möglichst „gutes Material“ zu bekommen, ist Schindler mit seinem Team, neben zwei festen Mitarbeitern sind das noch zahlreiche Saisonkräfte, viel in den Weinbergen unterwegs für Laub- und Schnittarbeiten. Wenig Winterbegrünung ist ihm wichtig, Dünger liefert ausschließlich Kompost. „Ich erfinde nicht jedes Jahr den Weinbau neu“, erläutert der Weingutsbesitzer seine Philosophie. Das Winzerpaar, Eltern von zwei Töchtern, geht beim Umsatz davon aus, in diesem Jahr an der Marke von 1 Million Euro kratzen zu können. Die durchschnittlich 40.000 Flaschen, die das Etikett Spielmann-Schindler tragen, gehen zu einer bescheidenen Menge in die Gastronomie. Dafür floriere das Geschäft mit dem Endverbraucher, der meist auf dem Bahnweg beliefert werde. Maren Schindler, von Hause aus Weinbau-Ingenieurin, ist das Gesicht des Weinguts. Sie besucht im Jahr etwa eine Handvoll Weinmessen zwischen Hamburg und München, um dort neue Kunden für das heimische Unternehmen zu akquirieren. Während die Weißweine durchweg in Edelstahltanks ausgebaut werden, sind für die vollmundigen, runden Rotweine jede Menge Holzfässer reserviert. Bei seinen Spätburgundern, unterstreicht Schindler sein Qualitätsbewusstsein, ist Maischegärung ein Muss. „Darauf würde ich nie verzichten.“ „Unser Verbraucher will wissen, was in der Flasche ist“, bekennt sich der junge Weingutsbesitzer zu der traditionellen Klassifikation, die nach wie vor neben dem Qualitätswein den Kabinett oder auch die Spätlese auf der Weinliste ausweist. „Da sind wir ziemlich klassisch aufgestellt“, macht Schindler klar. Eine Ausnahme sind die „S“-Weine, im Premiumsegment. „Das S steht für den Stephan-Schindler-Schliff“, beschreibt Maren Schindler die Spitzenqualität, die vor allem für fruchtbetonte Spätburgunder gilt – die Passion des Hausherrn. „Ausbau und lange Lagerung im Barrique binden die Tannine besonders gut ein.“ Aktuell wird der Jahrgang 2011 angeboten. Der Spätburgunder trocken, Jahrgang 2014, kostet 5,80 Euro.

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