Wirtschaft Feste Größen in stürmischen Zeiten

«Frankfurt.» Die Autowelt ist im Umbruch. Doch es gibt einen Fels in der Brandung von Dieselabgasskandal und drohenden Fahrverboten: Autos der Gattung SUV (sportliche Geländewagen). Besonders augenfällig ist dies auf der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt (Publikumstage: 16. bis 24. September), wo sich praktisch kein Hersteller dem SUV-Boom verschließt.

Allein in Deutschland hätten SUV in den ersten sieben Monaten des Jahres 23 Prozent Marktanteil gehabt, so Professor Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut der Universität Duisburg-Essen: „Wer ohne SUV Autos baut, ist nicht im Autogeschäft.“ Kaum verwunderlich also, dass neue Vehikel mit Geländewagenoptik in vielen Formen und Größen, für dicke, aber auch dünnere Geldbeutel auf der Messe stehen. Bei VW etwa sonnt sich der recht kleine T-Roc im Scheinwerferlicht als Teil einer SUV-Offensive, die 2018 mit dem kleineren T-Cross fortgesetzt wird. Wie die SUV-Zukunft aussieht, auch darauf will VW eine Antwort geben und zeigt die elektrische Studie I.D. Crozz. Sie soll 2020 mit 306 PS auf den Markt kommen und bis zu 500 Kilometer Reichweite ermöglichen. Bei Mercedes schaut man mit dem Vorserienmodell des Wasserstoff-Plug-in-Hybriden GLC F-Cell nach vorn, der für 2018 angekündigt wird. Im Frühjahr bereits rollte der 4,38 Meter lange Skoda Karoq in die Showrooms, der auch mit Allradantrieb kommen wird. Die Preise starten bei 24.290 Euro für den kleinsten Motor in der mittleren Ausstattung. Am Messestand von Opel präsentiert Chef Michael Lohscheller persönlich den mit Peugeot entwickelten Grandland X. Der 4,48 Meter lange Wagen bietet Platz für Fünf, auch eine Heerschar an elektronischen Helfern beherbergt er – etwa automatische Gefahrenbremsung, Müdigkeitswarner sowie den Dienst Onstar. Lohscheller kündigte zudem einen Plug-in-Hybriden an, aber auch ein neues Dieselflaggschiff. Traditionell günstig geht es bei der rumänischen Renault-Tochter Dacia zu. Ab Anfang 2018 soll die Zweitauflage des Duster in den Handel kommen. Zwar sind die Preise noch nicht bekannt, aber der Kompakte dürfte wieder zu den günstigsten SUV im Land zählen. Ein äußerlich kleineres Format bedient Ford mit dem neuen Ecosport, der Ende des Jahres auf den Markt kommt. Überarbeitet wurde die Motorpalette, aufgewertet das Interieur. Erstmals in der Baureihe können Kunden Vierradantrieb wählen. Eher als Kleinwagen-SUV geht am Seat-Stand auch der neue und vom Ibiza abgeleitete Arona durch, obwohl er die Vier-Meter-Marke um 14 Zentimeter übertrifft. Einen Kleinen zeigt mit dem 4,17 Meter kurzen Kona auch Hyundai. Der Fünftürer bietet bei einem Radstand von 2,60 Metern Platz für fünf Personen und 361 Liter Kofferraumvolumen. Mit Preisen ab 15.790 Euro ist das Schwestermodell des Kona, der drei Zentimeter kürzere Kia Stonic, etwas billiger, dafür verzichtet er aber grundsätzlich auf Allradantrieb. Unter die kleinen SUVs fällt auch der C3 Aircross von Citroën. Er kommt zu Preisen ab 15.290 Euro im Herbst zu den Händlern. Bei BMW ist Politikjournalist Hajo Schumacher, bekennender „SUV-Kritiker“ wie er sagt, auf der Bühne als Gegenüber von BMW-Chef Harald Krüger engagiert. Er redet von den „ganzen Oligarchenbräuten in Berlin“, die doch „diese Riesenkarren“ fahren. Krüger kontert mit Hinweisen auf elektrifizierte und kleine SUVs im Markenportfolio – etwa den in China erhältlichen X1 Plug-in-Hybriden. Und betont die Pläne: Bis 2025 wolle man zwölf reine E-Autos auf den Markt bringen, darunter 2020 einen rein elektrischen X3. Dessen neue konventionelle Version zeigen die Bayern auf der IAA in dritter Generation. Auf den 2018 startenden X7 weist am BMW-Stand ein 5,22 Meter langer Luxus-Brocken namens Concept X7 iPerformance mit Plug-in-Antrieb schon mal hin. Bei Porsche geht es gewohnt dynamisch zu. Der Cayenne orientiere sich stark am 911, heißt es, nachdem die Tücher von der dritten Auflage gefallen sind. Sie speckt dank Leichtbau bis zu 65 Kilogramm ab und wiegt bestenfalls 1985 Kilo. Die IAA illustriert zwar eine opulente SUV-Vielfalt, und ehemals reine Sportwagenhersteller sind längst auf den Zug aufgesprungen. Doch Dudenhöffer hat noch einen Kommentar auf der Zunge: „Ferrari fehlt halt noch. Aber auch das wird vermutlich nicht ewig gelten.“

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