Speyer Helmut Kohl: Europäer, Deutscher, Speyerer

Natürlich war Christdemokrat Kohl auch in seinen Jahren als rheinland-pfälzischer Ministerpräsident häufig in „seinem“ Speyer. Am besten in Erinnerung sind freilich die Besuche des Bundeskanzlers mit hochrangigem internationalem „Gefolge“. Die Bilder vom Bad in der Menge, als er mit Königen und Regierungschefs die Kathedrale verlässt, haben wohl maßgeblich zum heutigen Bekanntheitsgrad der Stadt beigetragen. Der Titel der diesen Besuchen gewidmeten Ausstellung, die noch bis in den September im Historischen Museum der Pfalz läuft, ist deshalb nicht zu tief gegriffen: „Weltbühne Speyer“. Auf vielen der 80 Fotos und Zeitdokumente ist Kohl zu sehen. Die Staatschefs Jacques Chirac im Jahr 1986, Michail Gorbatschow (1990), George Bush senior (1991), Boris Jelzin (1994) sowie König Juan Carlos von Spanien (1997) sind einige besonders klangvolle Namen von der noch deutlich längeren Liste. Aber auch für private Anlässe war Speyer stets ein Anlaufpunkt der Familie Kohl. Die Trauerfeier für Gattin Hannelore fand hier statt, bis zuletzt war Kohl als Kuratoriumsvorsitzender bei Terminen der von ihm aus der Taufe gehobenen Europäischen Stiftung Kaiserdom zu Speyer anwesend. Wenige Tage vor Weihnachten 2016 verbreitete das Bistum Fotos von einem privaten Besuch des Ehepaars Kohl in der romanischen Kathedrale. Bischof Karl-Heinz Wiesemann hatte bis zuletzt Zugang zur Familie des Alt-Bundeskanzlers. Mit großer Bestürzung haben der Speyerer CDU-Vorsitzende Michael Wagner, er ist im Urlaub auf Krk, der frühere Fraktionschef Gottfried Jung, er war gestern in Berlin, und Alt-Oberbürgermeister Werner Schineller (in einem Café in Speyer) auf die Nachricht reagiert. „Kohl war zeitlebens mit Speyer und dem Dom eng verbunden“, sagte Schineller. Wagner und Jung erinnerten ebenfalls an Kohls Interesse an der Stadt und an persönliche Begegnungen mit dem früheren Kanzler. Nach RHEINPFALZ-Informationen ist ein Requiem für den Staatsmann im Dom wahrscheinlich. Politik