Politik Nachruf: Bischof ohne Berührungsängste

Verschmitztes Lächeln: Bischof Karl Lehmann bei einer Pressekonferenz im Mai 2016.
Verschmitztes Lächeln: Bischof Karl Lehmann bei einer Pressekonferenz im Mai 2016.

Theologe, Vordenker, Buchautor, Vermittler, Antreiber, Menschenfreund – Kardinal Karl Lehmann hat in Kirche und Gesellschaft Spuren hinterlassen.

Fast 33 Jahre war er Bischof von Mainz, 20 Jahre stand er an der Spitze der Deutschen Bischofskonferenz. Am 11. März starb er im Alter von 81 Jahren. Als der Dogmatikprofessor Karl Lehmann am 2. Oktober 1983 im Mainzer Dom zum Bischof geweiht und ins Amt eingeführt wurde, war er 47 Jahre alt. Die Art und Weise, wie Lehmann sein Bischofsamt ausfüllte und – von 1987 bis 2008 – als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz agierte, brachte ihm weit über Mainz hinaus Sympathie und Wertschätzung ein. In Mainz war der gebürtige Sigmaringer vor allem deshalb so beliebt, weil er keine Berührungsängste kannte. Lehmann saß auch die längsten Fasnachtssitzungen aus, und er fieberte bei Heimspielen des FSV Mainz 05 auf der Tribüne mit, was ihm die Ehrenmitgliedschaft des Fußballvereins einbrachte. Neben mehreren Ehrendoktorwürden erhielt er eine Vielzahl von Auszeichnungen – vom Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband, dem Karl-Barth- wie dem Romano-Guardini-Preis über die Martin-Luther-Medaille bis zum „Orden wider den tierischen Ernst“.

Herzerfrischendes Lachen

Nicht zuletzt gelang es dem 87. Nachfolger des heiligen Bonifatius und Ehrenbürger von Mainz, Menschen mit seinem herzerfrischenden Lachen für sich zu gewinnen. Und bei aller Intellektualität blieb er stets bodenständig. Ein langjähriger Vertrauter, der 2012 verstorbene Weihbischof Werner Guballa, charakterisierte Bischof Lehmann so: weltoffener Wissenschaftler, menschennaher Hirte und bedächtiger Chef. Karl Lehmann polarisierte nicht, handelte überlegt und bemühte sich, sowohl kirchlich als auch gesellschaftspolitisch zu vermitteln. Er erwarb sich den Ruf, ein „Glücksfall für die deutschen Katholiken“ zu sein. Lehmann führte als Vorsitzender der Bischofskonferenz nach dem Fall der Mauer die Katholiken aus Ost- und Westdeutschland zusammen, trat unermüdlich für den Schutz des Lebens ein und gab wichtige Impulse für das ökumenische Gespräch.

Der neu ernannte Kardinal Karl Lehmann bekommt im Februar 2001 auf dem Petersplatz des Vatikans von Papst Johannes Paul II. sein
Der neu ernannte Kardinal Karl Lehmann bekommt im Februar 2001 auf dem Petersplatz des Vatikans von Papst Johannes Paul II. seinen Kardinalsring überreicht.
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