Politik Tapfere Sachsen: Neonazis das Bier weggekauft

Auch so sieht Zivilcourage aus: Ostritzer beim Aufladen der letzten Bierkästen. Foto: dpa
Auch so sieht Zivilcourage aus: Ostritzer beim Aufladen der letzten Bierkästen.

Wie Bürger in Ostritz rechtsextremen Festivalbesuchern die Laune verdorben haben

Nach dem Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke, bei dem die Indizien auf einen (oder mehrere) Täter aus der rechtsextremen Ecke deuten, ist die Politik (endlich) alarmiert. So kündigte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) einen verstärkten Kampf gegen Rechtsextremismus an. Gestern zitierte „Bild am Sonntag“ vorab aus dem Jahresbericht 2018 des Bundesamtes für Verfassungsschutz: Demnach stieg die Anzahl der rechtsextremen Gewalttaten im Jahr 2018 auf 48 – nach 28 im Jahr 2017. Im vergangenen Jahr habe es sechs versuchte Tötungsdelikte gegeben, die als mutmaßlich rechtsextremistisch eingestuft werden, heißt es weiter.

Die Bürger müssen mitziehen

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) warnte vor „einem Verlust der Glaubwürdigkeit“, wenn der Rechtsextremismus nicht entschieden bekämpft werde. Und Außenminister Heiko Maas (SPD), der sich schon qua Amtes um das Ansehen Deutschlands in der Welt sorgt, forderte in einem Zeitungs-Gastbeitrag das Engagement der ganzen Gesellschaft: „Zeigen wir, dass wir mehr sind als die Rechtsradikalen, die Antisemiten, die Spalter“. Ein Vorbild könnten durchaus die wöchentlichen Klimaproteste junger Menschen sein. Die hätten schließlich beim Klimaschutz einiges in Bewegung gebracht. Wohl wahr: Ob ein Problem gelöst wird, entscheiden nicht (alleine) „die da oben“ – oder hehre Worte. Eine Lösung kann es nur geben, wenn die Basis, also die Bürger, etwas tun. Ähnlich müssen auch Bewohner des 2600-Seelen-Städtchens Ostritz im Landkreis Görlitz (Sachsen) gedacht haben, als sie am Samstag ein ungewöhnliches Zeichen gegen Rechtsextremismus setzten.

Einfach den Bierbestand aufgekauft

Wie die „Mitteldeutsche Zeitung“ berichtet, hat eine gemeinsame Aktion von Ostritzern und dem Internationalen Begegnungszentrum des Klosters Sankt Marienthal dazu geführt, dass die Teilnehmer des Neonazi-Festivals „Schild und Schwert“ – kurz „SS“ – nur noch Wasser und kein Bier mehr trinken konnten. Die Aktion: Man kaufte einfach den gesamten Bierbestand des nahegelegenen Supermarktes, über 100 Kisten, auf. Auf dem Festivalgelände hatte die Polizei zwar schon vorab ein Alkoholverbot verhängt. Doch es wurde befürchtet, dass die Rechten sich privat eindecken würden. Durch den Bierkaufrausch der Ostritzer saßen die Neonazis nun jedoch endgültig auf dem Trockenen.

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