Politik Sorge um Zustand der Bundeswehr

«Berlin.» Große Lücken bei Personal und Material und die damit einhergehende übermäßige Belastung vieler Soldaten bleiben die größten Probleme der Bundeswehr, bilanzierte gestern der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hans-Peter Bartels. In manchen Bereichen hätten die Belastungen entgegen den Erwartungen sogar noch zugenommen, bedauerte Bartels in seinem Jahresbericht 2017. Überdies sei die Bundeswehr im vergangenen Jahr mit einer Diskussion über das Traditionsverständnis und die Grundsätze der Inneren Führung konfrontiert worden. Auslöser waren rechtsextreme Vorfälle und Berichte über sexuelle Belästigungen gewesen. „Nach wie vor herrscht in vielen Bereichen der Bundeswehr eine enorme personelle Unterbesetzung“, kritisierte Bartels. Bis 2024 soll die Bundeswehr von der alten Sollstärke von 185.000 auf 198.000 Soldaten aufwachsen, einschließlich freiwillig Wehrdienstleistender und Reservisten. Davon sei man noch weit entfernt. Die Konkurrenz anderer Arbeitgeber aus Wirtschaft und öffentlichem Dienst, allen voran die Polizei, sei groß. Die Trendwende von der Verwaltung des Mangels hin zur materiellen Vollausstattung läuft nach Bartels’ Worten ebenfalls „sehr zäh“. Laufende Rüstungsprojekte litten allzu oft unter schleppender Auslieferung, eingeführtes Gerät sei zu oft nicht einsatzbereit, Ersatzteile fehlten überall. Ende vorigen Jahres habe zeitweise keines der 14 Transportflugzeuge A400M für den Einsatz bereit gestanden. „Auch von den sechs deutschen Unterseebooten war kein einziges betriebsfähig“, rügte der Wehrbeauftragte. Die deutschen Beiträge an der Nato-Ostflanke würden die Bundeswehr sehr beanspruchen, doch Bündnissolidarität gehöre zum Kernauftrag, so Bartels. Der Bundeswehr komme eine Schlüsselrolle in Europa zu. Personal, Gerät, Waffen und Munition müssten daher schnell verfügbar sein. „Eine Beschleunigungsinitiative tut not“, forderte der SPD-Politiker. Dagegen sei es erfreulich, dass die Bundeswehr ein familienfreundlicheres Umfeld für ihre Angehörigen bieten könne. Kommentar Seite 2

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