Politik Manöver in Ramstein: Nato übt Raketenabwehr

Im Nato-Hauptquartier auf der Ramsteiner Airbase befindet sich die Kommandozentrale der Raketenabwehr des Militärbündnisses.
Im Nato-Hauptquartier auf der Ramsteiner Airbase befindet sich die Kommandozentrale der Raketenabwehr des Militärbündnisses.

Bei einem internationalen Manöver übt die Nato kommende Woche den Einsatz ihres Raketenabwehrsystems. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Nato-Hauptquartier auf der Ramsteiner Airbase. In der Westpfalz befindet sich die Kommandozentrale der Nato-Raketenabwehr.

Zwei Dutzend Soldaten überwachen von Ramstein aus rund um die Uhr den Luftraum der Nato-Staaten, um mögliche Angriffe frühzeitig zu erkennen – und gezielt darauf reagieren zu können. 2010 entschied das Militärbündnis, ein möglichst flächendeckendes Raketenabwehrsystem für die europäischen Mitgliedstaaten zu schaffen. Die Anfänge sind gemacht. Vergleicht man das System mit einem Regenschirm, wäre das Hauptquartier in Ramstein der Griff, beziehungsweise die Speichen. Die Mitgliedstaaten sind, um im Bild zu bleiben, damit beschäftigt, den Stoff auszubreiten, damit niemand im Ernstfall im Regen stehen müsste. Allerdings existieren nach wie vor Löcher. Das Nato-Hauptquartier sagt, dass seit Sommer vergangenen Jahres eine „Erstbefähigung“ vorhanden sei.

Personal wird aufgestockt

Um für den Fall der Fälle gewappnet zu sein, übt die Nato kommende Woche unter dem Titel „Steadfast Alliance“, was sie tun müsste, wenn ein feindlicher Staat eine Rakete auf ein Nato-Mitgliedsland abfeuern würde. Dafür wird das zuständige Personal in Ramstein kurzzeitig aufgestockt. An der Übung sind unter anderem Soldaten aus Belgien, Italien, der USA, Spanien und Deutschland beteiligt. Darüber hinaus sollen ein Schiff auf dem Mittelmeer und eine Radarstation in der Türkei miteinbezogen werden. Teil des Szenarios sind auch schießende Einheiten – allerdings bleibt die Übung eine reine Simulation. Es würden also weder Raketen abgefeuert noch sei mit verstärktem Luftverkehr wegen „Steadfast Alliance“ zu rechnen, sagt die Nato. Vom Start einer Mittelstreckenrakete bis zu deren Einschlag blieben im Ernstfall nur wenige Minuten, binnen derer das Militärbündnis reagieren und die Rakete in der Luft abschießen müsste, bevor sie auf der Erde größeren Schaden anrichtet. Die Verantwortlichen unterscheiden zwischen Kurz-, Mittel-, und Langstreckenraketen, die je nach Typ bis zu 5500 Kilometer fliegen können. Interkontinentalraketen können sogar noch darüber hinaus Ziele erreichen. Das würde jedoch auch die Reaktionszeit deutlich verlängern. Und so unterschiedlich wie die Raketen sind, so unterschiedlich sind die Reaktionsmöglichkeiten der Nato. Man würde ja auch nicht mit einem Luftgewehr auf Elefantenjagd gehen, meint ein Stabsoffizier dazu.

Raketen können unterschiedlich bestückt werden

Dass aus heiterem Himmel eine ballistische Rakete auf ein Mitgliedsland abgeschossen wird, erwarten die Nato-Strategen nicht. Sie gehen vielmehr davon aus, dass zwischen dem Beginn einer Krise und dem Einsatz einer so zerstörerischen Waffe Monate ins Land ziehen. Diese Art der Raketen sei nicht für „chirurgische Angriffe“ da, sondern um Angst und Schrecken zu verbreiten, heißt es. Hinzu kommt, dass die Raketen unterschiedlich bestückt werden können – mit Sprengstoff, mit biologischen, chemischen oder nuklearen Gefechtsköpfen. Fremde Staaten würden sich sehr gut überlegen, ob sie die Waffen wirklich einsetzen wollen, denn damit werde eine rote Linie überschritten, betont ein erfahrener deutscher Stabsoffizier. Die Nato-Raketenabwehr ist den offiziellen Angaben zufolge nur dazu in der Lage, Ziele in der Luft zu bekämpfen. Ein Angriff auf andere Länder, wie bisweilen von Russland befürchtet, sei nicht möglich. Die Nato spricht von einem „defensiven Waffensystem“, das etwas Anfliegendes brauche, um reagieren zu können. Im Idealfall erkennen die Frühwarnsysteme einen feindlichen Angriff schon so zeitig, dass die Rakete in der Anfangsphase des Flugs zerstört wird. Je nach Raketentyp geschieht das im Weltraum. Das hat den Vorteil, dass die Überreste beim Eindringen in die Atmosphäre verglühen. Die Raketenabwehr gehört genau genommen nicht der Nato. Es sind vielmehr die Mitgliedstaaten, die dem Bündnis einzelne Waffensysteme für bestimmte Aufgaben unterstellen. Und, darauf legen sie bei der Nato großen Wert: Die Raketenabwehr sei kein Ersatz für vorbeugende Diplomatie.

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