Politik Ludwigshafen: Plattform für Poser gesucht

Autoshow unter freiem Himmel: Die begehrtesten Plätze waren auf dem obersten Parkdeck der Walzmühle.
Autoshow unter freiem Himmel: Die begehrtesten Plätze waren auf dem obersten Parkdeck der Walzmühle.

Warum das Verbot für ein Auto-Tuner-Treffen in Ludwigshafen für ziemlich viel Wirbel sorgt

Schöne Chevis, funkelnde Cadillacs, rasante Porsches oder aufgebrezelte BMW – aus der gesamten Pfalz, darüber hinaus und sogar aus dem benachbarten Ausland rollten Besitzer solcher schmucken Karossen am Abend des 13. Oktober Richtung Ludwigshafen zur achten Ausgabe von „Drehmoment“. Auf den Decks des Walzmühle-Parkhauses in der Innenstadt bestaunten 3000 Besucher 1100 Wagen und das Tüftlertalent der Tunerszene – ein Leckerbissen für alle Autofreaks. Für einige Anwohner hingegen war die genehmigte, aber offiziell nicht angekündigte Veranstaltung ein Ärgernis. Sie verursachte erhebliche Verkehrsbehinderungen sowie Lärm wegen der aufheulenden Motoren.

Verbot in der Walzmühle

Es hagelte Beschwerden. Kritik an der „Poserszene“ übten auch die Grünen. Was Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (56, SPD) dazu veranlasste, künftige Tuningtreffen in der Walzmühle zu verbieten – ohne Rücksprache mit dem aus der Südpfalz stammenden Organisator zu halten. Bei allem Verständnis für die Proteste war der 33-Jährige davon alles andere als entzückt. Wie auch die Tunergemeinde, die sich einer legalen Plattform beraubt sah, um ihre heißen Schlitten vorzufahren und bewundern zu lassen. Also gaben die Freunde aufpolierter Autos auf einer anderen Plattform Vollgas, der Steinruck selbst den Weg geebnet hatte: das in Ludwigshafen nach Heidelberger Vorbild Mitte Oktober für mehr Bürgerbeteiligung gegründete Online-Portal „Hol die OB“. Es belohnt das Projekt mit der größten Resonanz mit einem Exklusiv-Termin bei der OB. Rasant überholten die Tuner die Konkurrenz und übernahmen mit 712 Stimmen die Pole-Position. Das damit erzwungene Date mit Steinruck war am Freitag im OB-Büro.

Suche nach Alternativen

90 Minuten rangen die OB und der „Drehmoment“-Veranstalter um eine Lösung. Eine Entscheidung wurde vertagt. Steinruck, die sich einem „Shitstorm“ ausgesetzt sah, will sich nun noch einmal mit Polizei, Ordnungsamt und dem Parkhaus-Betreiber kurzschließen und fordert ein exaktes Anforderungsprofil der Organisatoren. Zudem will sie nach Alternativ-Standorten suchen und eventuell selbst auf ihrem eigenen Online-Portal ein Votum initiieren. Ihre Idee: Ludwigshafener sollen darüber abstimmen, ob die Walzmühle ein geeigneter Standort für die Show ist. Das Ergebnis dürfte für weiteren Wirbel sorgen. Ob „Drehmoment 9“ wie geplant am 1. Dezember stattfindet, ist offen.

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x