Politik Kommentar zur Frankfurter Gewalttat: AfD instumentalisiert die Tat schamlos

Nach dem, was über den Täter von Frankfurt bekannt ist, verbietet sich jede politische Instrumentalisierung des Falls.

Um ein Verbrechen zu begreifen, muss man viele Einzelheiten sammeln und bewerten. Die Kenntnis, wer mutmaßlich der Täter ist, wo er herkommt, ist wichtig. Sie allein aber führt nicht zu einer Antwort, was diesen zur Tat antrieb und welche Schlussfolgerung daraus für die Gesellschaft zu ziehen sind. Ermittler sind deshalb höchst zurückhaltend, wenn ein Verbrechen wie das in Frankfurt so monströs und abscheulich ist, dass man nicht den geringsten bitteren Sinn dahinter zu erkennen vermag. Diese Vorgehensweise ist verständlich und erweist sich gerade im Lichte der neuesten Erkenntnisse als richtig: Am Tag nach der Tat wird bekannt, dass der mutmaßliche Täter seit Beginn des Jahres in psychiatrischer Behandlung war. Das rechtfertigt den Mord in keinster Weise, es ist aber ein Hinweis auf die Abgründe, die sich in Menschen auftun, ohne dass diese zunächst bemerkt werden.

Da hat Seehofer Recht 

Im Grunde lag die Vermutung einer psychischen Störung nahe, denn eine Mutter und ihren achtjährigen Sohn vor einen ICE zu stoßen, entzieht sich jeder rationalen Erklärung. Doch Gewissheit gab es erst am Dienstagnachmittag. Lange vor dieser Erkenntnis hat die AfD jedoch die politische Debatte mit einer eigenen Interpretation der Tat geprägt. Ohne hinreichende Kenntnis der Fakten wurde die Herkunft des mutmaßlichen Täters in Verbindung mit seinen möglichen Motiven gebracht. So etwas ist schamlos und dient lediglich dazu, das Sicherheitsgefühl der Gesellschaft zu erschüttern und daraus einen politischen Vorteil zu erzielen. Innenminister Seehofer hat gestern davor gewarnt, Vermutung anzustellen, ohne auf dem Boden der Tatsachen zu stehen. Da hat er Recht.

x