PolitikKommentar: Warum es für Fridays for Future gut ist, gehasst zu werden
Dass eine Bewegung wie Fridays for Future auf so viel Hass stößt, verwundert nur auf den ersten Blick. Am Ende wird es den Klimaschützern helfen.
Kotz-Smileys, Hasstiraden und Verunglimpfungen machen sich auf Facebook, in Büroküchen und an Esstischen breit. Es ätzt, geifert und schäumt gegen die jungen Klimaschützer: Schulschwänzer! Greta-Jünger! Fremdgesteuert! Denn die Greta-Gegner fühlen sich von den Forderungen der Fridays-for-Future-Bewegung bedroht. Bedroht in ihrer Art zu leben, in ihrem Selbstverständnis. Sie haben Angst um ihre Urlaubsreisen, ihre Ölheizung, ihren Diesel.
Gehasst zu werden, schweißt zusammen
Es ist wie bei vielen sozialen Bewegungen: Ihre Ziele sind für einige Menschen lästig bis unbequem. Die Frauenbewegung schaudert den Macho, die Arbeiterbewegung schreckt den Kapitalisten und Fridays for Future schockt den SUV-Fahrer. Für die jungen Klimaschützer ist das ein Segen. Denn gehasst zu werden, schweißt zusammen. Eine Bewegung, die nicht aneckt, läuft Gefahr, ihre Ziele aus den Augen zu verlieren. Sie braucht Relevanz, nicht Akzeptanz. Und sie ist dann am stärksten, wenn ihre Gegner um sich schlagen.
Euer Hass ist ihr Stolz
Die Fridays-for-Future-Bewegung macht auch nicht den Fehler, zurückzuschlagen, sich zu radikalisieren. Ihre Anhänger behalten, zumindest bislang, einen kühlen Kopf. Euer Hass ist unser Stolz, singen Fußballfans gerne beim Aufeinandertreffen mit dem verfeindeten Lager. Manche meinen das sogar ernst. Und mal ganz ehrlich: Eine Jugendbewegung, die alle Alten dufte fänden, wäre doch schon tot, bevor sie laufen gelernt hätte.