Kommentar Kommentar: Warum die nationalpopulistische PiS in Polen so erfolgreich ist

Mit harter Hand und weichen Gesichtszügen: PiS-Parteichef Jaroslaw Kaczynski am Wahlabend.
Mit harter Hand und weichen Gesichtszügen: PiS-Parteichef Jaroslaw Kaczynski am Wahlabend. Foto: REUTERS

Die Mehrzahl der Polen fürchtet sich vor der Moderne. Deshalb hat sie das Alte, Vertraute gewählt.

Wenn deutsche Touristen Krakau, Danzig oder Warschau bereisen, erleben sie ein modernes, alternatives Polen auf der Höhe der Zeit. Dass eine erzkatholische, schwulenfeindliche und nationalistische Partei wie „Recht und Gerechtigkeit“ (PiS) bei der Parlamentswahl den mit Abstand höchsten Sieg seit Ende des Kommunismus vor 30 Jahren erzielte, wirkt da wie aus der Zeit gefallen. Ist der rechtskonservative Durchmarsch also eine Revolte gegen die Moderne?

Radio Marija statt Netflix-Serien

Wahlen werden in Polen seit jeher auf dem Land gewonnen. Rund 40 Prozent der Polen leben in der Provinz. Wo heute die Stammwähler der PiS zu Hause sind, bestimmt die katholische Kirche, wie gelebt und was gedacht wird. Der Wind des Wandels nach dem Fall des Kommunismus wehte um die ärmlichen Bauernkaten an Bug und Weichsel eisiger als in den gestylten Städten. Die Zukunft war hier ein Versprechen, das nie eingelöst wurde. Viele Junge haben ihre Heimat verlassen. Die geblieben sind, interessieren sich nicht für Politik. Fremde sind ihnen unheimlich. Sie schauen keine Netflix-Serien, sondern hören Radio Marija. Sie trinken keinen Starbucks-Kaffee, sondern Zywiec-Bier.

Sozialtransfers statt Multikulti

Die PiS ist ihnen vertraut. Deren Parteichef Jaroslaw Kaczynski kümmert sich. Mit harter Hand und weichen Gesichtszügen per gleichgeschaltetem Staatsfunk. Der gütige Patriarch zahlt Kindergeld und halbwegs auskömmliche Renten. Das gefällt den Polen mehr als Globalisierung und Multikulti. Deshalb hat Polen die PiS gewählt.

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