Politik Kommentar: Kostenloser Nahverkehr ist ein Versuch wert

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Vom Verkehrsverbund Rhein-Neckar (RNV) kam die Auskunft, man stimme sich gegenwärtig mit der Stadt Mannheim ab.

Völlig überraschend reanimiert der Bund die Idee eines kostenlosen Nahverkehrs. In der Praxis kann man da vieles falsch machen.

Die mittlerweile in der Versenkung verschwundenen Piraten waren die Partei, die einen kostenlosen Öffentlichen Nahverkehr immer am vehementesten gefordert hat. Jetzt feiert die noch vor fünf Jahren zumeist als „utopisch“ belächelte Idee ihre Wiederauferstehung. Dahinter steckt aber weniger eine gesellschaftspolitische Vorstellung als der Versuch, Druck aus dem Kessel zu nehmen. Der Druck kommt von der Europäischen Kommission. Die Hüterin der europäischen Verträge will endlich Taten sehen nach den vielen Versprechen, die Luftschadstoffe zu senken. Es bleibt daher abzuwarten, ob der Vorschlag der deutschen Politik an Brüssel, den kostenlosen Nahverkehr in fünf Modellstädten zu testen, mehr ist als das berüchtigte Werfen von Nebelkerzen.

Erfahrungen aus dem Ausland

Fairerweise ist zugleich festzuhalten: Das Ganze ist überaus komplex. Das fängt bei der Finanzierung an: Heute schießt der Bund den Ländern Regionalisierungsmittel zu, mit denen diese (und die Kommunen) bei Nahverkehrsunternehmen Leistungen bestellen. Dieser Geldfluss müsste kräftig zunehmen, und aus dem Steuersäckel müsste noch einiges dazukommen. Auch lehren die Erfahrungen aus dem Ausland, dass der Erfolg des kostenlosen Nahverkehrs paradoxerweise zum Tod desselben führen kann. In einer belgischen Stadt zum Beispiel wollten zum Schluss so viele Leute mit dem Bus fahren, dass das Geld hinten und vorne nicht reichte. Und trotzdem: Wer nie etwas anderes andenkt oder probiert, wird auch nie feststellen, ob es klappt.

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