Politik Grausame Bilanz

«Amman.» Sieben Jahre nach dem Beginn des blutigen Konfliktes ziehen Helfer eine bittere Bilanz: Schon heute haben mehr als 1,5 Millionen Menschen in Syrien bleibende seelische oder körperliche Schäden erlitten. Über die Hälfte der Bevölkerung lebt entweder als Flüchtling im Ausland oder ist innerhalb Syriens vertrieben worden.

Wie aus einem gestern veröffentlichten Bericht des UN-Kinderhilfswerkes Unicef hervorgeht, gibt es in Syrien bereits heute 86.000 Menschen, denen als Folge des Krieges Gliedmaßen amputiert werden mussten. Unicef warnte, der fehlende Zugang zu guter medizinischer und psychologischer Behandlung führe oft dazu, dass sich Kriegsversehrte aus Syrien langsamer von ihren Verletzungen erholten oder sich ihr Zustand sogar verschlechtere. Viele betroffene Kinder hätten Angehörige verloren. Daher fehle oft auch eine enge Bezugsperson, die sich um sie kümmern könne. „Wir schätzen, dass als Folge dieses Krieges schon jetzt etwa 750.000 Kinder mit Behinderungen leben müssen“, sagte Geert Cappelaere, Unicef-Regionaldirektor für Nahost und Nordafrika. Nach Zählung von Aktivisten sind in dem Krieg mehr als 350.000 Menschen ums Leben gekommen. Unter den Opfern seien mehr als 105.000 Zivilisten, meldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Enthalten in diesen Zahlen sind demnach nur Opfer, deren Tod belegt ist. Die tatsächliche Anzahl der Toten sei deutlich höher und liege Schätzungen zufolge bei mehr als 500.000. Die Beobachtungsstelle sitzt in England und stützet sich bei ihren Angaben auf Aktivisten vor Ort. Ihre Informationen gelten als zuverlässig. Wegen des Zustroms Tausender Flüchtlinge hat indes die Stadt Duma in der syrischen Rebellen-Enklave Ost-Ghouta in einem dramatischen Appell die internationale Gemeinschaft um Hilfe gebeten. Nach mehr als 20 Tagen mit Luftangriffen habe die humanitäre Lage und die Versorgung mit Lebensmitteln ein katastrophales Niveau erreicht, hieß es gestern in einer Erklärung des Stadtrats. Tausende Familien campierten auf Straßen und in Parks. Keller und Schutzräume seien überfüllt. Unterstützt von Russland und mit massiven Luftangriffen hat die syrische Armee Duma abgeriegelt und etwa die Hälfte der Region Ost-Ghouta von den Rebellen zurückerobert. Sie begründet die Angriffe damit, den Beschuss der benachbarten Hauptstadt Damaskus stoppen zu wollen. Der Stadtrat Dumas appellierte an die Weltöffentlichkeit, die Zivilisten in der Stadt zu retten. Selbst Beerdigungen auf dem Hauptfriedhof seien wegen der Luftangriffe ausgesetzt. Mindestens 70 Tote hätten deshalb in einem Park beigesetzt werden müssen. Leitartikel

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