Politik EU-Parlament sagt Nein zur Sommerzeit

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Eine Stunde weniger schlafen – dieses Jahr beginnt die Sommerzeit am 25. März.

Da sage einer noch, die Volksvertreter der EU dächten nicht bürgernah. Nicht nur, dass das Straßburger Europaparlament gestern das Für und Wider eines echten Streitfalls erörterte. Nein, am Ende gab es auch ein Votum, das die meisten Menschen von Portugal bis Polen und von Schweden bis Italien von Herzen gut heißen dürften: 384 Abgeordnete stimmten dafür, die Sommerzeit abzuschaffen. Nur 154 waren dagegen.

Aber gemach: Vorerst ändert sich nichts. Am 25. März wird die Uhr um eine Stunde vorgestellt werden. Das Parlamentsvotum bedeutet zunächst nur, dass die EU-Kommission in Brüssel aufgefordert wird, tätig zu werden. Sie soll die Problematik grundsätzlich erörtern und die gesetzlichen Grundlagen für die Zeitenwende schaffen. Wie emotional das Thema ist, zeigte die Debatte im Straßburger Plenum. Da hieß es etwa, selbst die innere Uhr von Fruchtfliegen werde von der Zeitumstellung gestört. Der polnische Abgeordnete Janusz Korwin-Mikke argumentierte, die Sommerzeit gehöre schon allein deswegen abgeschafft, weil sie einst von den Kommunisten eingeführt worden sei. In der Bundesrepublik gibt es die Sommerzeit seit 1980. Das erklärte Ziel war damals, Energie zu sparen. Untersuchungen haben aber ergeben, dass dieser Effekt zu vernachlässigen ist. Fast zwei Drittel der Deutschen halten die Zeitumstellung jedenfalls für überflüssig. Bei einer Umfrage im Oktober gaben 72 Prozent der Befragten an, dass sie gegen die halbjährliche Umstellung der Uhr sind. Lediglich 25 Prozent waren dafür, drei Prozent zeigten sich unentschlossen. Die Gegner wissen die Wissenschaft auf ihrer Seite. Eine Studie der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität aus dem Jahr 2007 belegt, dass die halbjährliche Zeitumstellung die innere Uhr belastet. Dies gilt vor allem im Frühjahr, wenn die Uhr vorgestellt wird. Der inneren Uhr falle es grundsätzlich schwerer, sich zu beschleunigen, als sich zu verzögern – was wiederum im Herbst beim Zurückstellen der Uhr der Fall ist. Was nicht heißt, dass die Sommerzeit keine wichtigen Befürworter hätte. Kein Geringerer als der rheinland-pfälzische CDU-Europaabgeordneten Werner Langen gehört dazu. Der Moselaner sieht es so: Die Sommerzeit verhelfe den Menschen zu mehr Sonnenlicht, und wo das Sonnenlicht fehle, da gebe es mehr Depressionen.

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