Politik30 Jahre Mauerfall: Acht Pfälzer erzählen ihre Geschichten zur Wiedervereinigung Deutschlands
Die 3,60 Meter hohe und rund 160 Kilometer lange Mauer riegelte vom 13. August 1961 bis zum 9. November 1989 die Deutsche Demokratische Republik (DDR) von West-Berlin ab. Leser aus der Pfalz schildern uns 30 Jahre später ihre Erinnerungen an den Mauerfall.
Endlich in den Alpen wandern
Der Mauerfall hat mich meinen interessanten Beruf und meine Heimat gekostet, aber meine beiden Kinder konnten die Welt kennenlernen. 1989 war ich 33 Jahre alt, arbeitete als Entwicklungsingenieurin in einem großen Chemiebetrieb in Sachsen-Anhalt und hatte gerade meine Promotion verteidigt. (...) Wegen drohender Arbeitslosigkeit bewarb sich mein Mann bundesweit und fand seinen Traumjob in Pirmasens. Meine berufliche Karriere war 1992 mit dem Umzug in die Südwestpfalz beendet. Stattdessen hatte ich neue, bisher für mich unbekannte Aufgaben: Versicherungen vergleichen, Steuererklärungen ausfüllen, Finanzen managen, Haus bauen, die Kinder chauffieren. Seit 1997 bin ich wieder erwerbstätig. Glücksmomente bescherten mir Ausflüge in die Alpen. In meiner Jugend konnte ich mir eher vorstellen, mit einer Sojus-Rakete zum Mond zu fliegen, als in den Alpen zu wandern. (...)
Evelin Hodek, Rieschweiler-Mühlbach
DDR-Flüchtlinge quartieren in der Sporthalle
Ich arbeitete zu der Zeit hauptamtlich im Deutschen Roten Kreuz in Neustadt. Als sich abzeichnete, dass viele Flüchtlinge aus der DDR kommen würden, hatten wir Anfang November die Sporthalle Böbig mit 170 Betten und anderen Hilfen auszustatten. (...) Und am 9. November 1989, so gegen 17 Uhr, kam der erste Konvoi aus Osthofen mit 30 DDR-Flüchtlingen und Ausgebürgerten in der Turnhalle an. Abends saßen wir alle in der Sporthalle vor dem Fernseher und konnten kaum glauben, was wir dort sahen. Viele der Anwesenden waren noch auf ganz abenteuerlichen und gefährlichen Wegen geflüchtet – und nun war die Mauer auf. Tränen der Freude bei uns allen. Bewegende Stunden. (...) Zwischen einer sehr netten, alleinstehenden jungen Frau aus Dresden und mir entwickelte sich eine ganz besondere Freundschaft, die jetzt schon 30 Jahre besteht. Wir sehen uns jede Woche, machen Sport zusammen und gehen auf Reisen. Im 25. Jahr des Mauerfalls waren wir in Berlin, und immer wieder ist der Abend des 9. November ein besonderes Gesprächsthema.
Elisabeth Kleineheismann, Neustadt