Frankenthal Wie Achterbahnfahren

Schon vor den letzten beiden Saisonrennen hatte Nico Krackl eine komfortable Führung herausgefahren.
Schon vor den letzten beiden Saisonrennen hatte Nico Krackl eine komfortable Führung herausgefahren.

«FRANKENTHAL.» Nico Krackl vom Automobil- und Motorradclub (AMC) Frankenthal hat gerade im Motocross den lukrativen Hessen-Thüringen-Cup in der MX1-Klasse gewonnen. Auf dem Geländemotorrad sitzt der 30-Jährige schon seit der Kindheit. Der aktuelle Seriensieg ist der größte sportliche Erfolg Krackls.

Auch in den letzten beiden Saisonrennen in Thüringen beim MSC Waldkappel-Breitau stellte Nico Krackl seine sehr gute Form in diesem Jahr unter Beweis. Den ersten Lauf beendete der Yamaha-Fahrer als Dritter, den zweiten gewann er, was für das vergangene Wochenende den Gesamtsieg bedeutete. Schon zuvor hatte er in der Meisterschaft eine komfortable Führung herausgefahren. Am Ende betrug sein Vorsprung vor Vizemeister Marvin Dietermann (Sechshelden) auf KTM satte 59 Punkte. „Es konnte eigentlich nichts mehr schiefgehen. Dass die Saison mit einem Gesamtsieg endete, ist natürlich das i-Tüpfelchen“, sagt Krackl. „So ein Jahr hatte ich noch nicht. Ich war eigentlich immer Erster oder Zweiter.“ Der Hessen-Thüringen-Cup ist eine von 20 Motocross-Serien in Deutschland. Als Gesamtsieger kann sich Krackl über 2000 Euro Preisgeld freuen. In den vergangenen Jahren fuhr er in der Serie zur Deutschen Meisterschaft. Sein bestes Ergebnis war 2015 der elfte Gesamtplatz. Im vergangenen Jahr lag er in den Top 15, musste dann aber wegen eines Kreuzbandrisses sieben Monate lang pausieren. Der Industriemechaniker entschied sich, lieber kleinere und lukrativere Meisterschaften zu fahren wie den Hessen-Thüringen-Cup, bei dem nur sieben Rennwochenenden zu bestreiten sind. Wegen der Siegprämie sei dort auch die Konkurrenz stärker als in anderen Serien, berichtet Krackl, der beim Frankenthaler Pumpen- und Armaturenhersteller KSB arbeitet. „Die Firma unterstützt mich super, damit ich an den Wettkämpfen teilnehmen kann.“ Der Job hat einen weiteren Vorteil: Viele Arbeiten am Motorrad kann er selbst erledigen. „Nach jedem Rennen steht eine komplette Revision der Maschine an“, erklärt Krackl, der in der höchsten Motocross-Klasse MX1 fährt. Hier starten Motorräder mit einem Hubraum bis 450 Kubikzentimeter. „Motocross ist wie Achterbahnfahren“, beschreibt er die Faszination für seinen Sport. „Von manchen Sprüngen schwärmt man noch Tage danach.“ Doch Motocross ist auch ein teurer Sport. Schon die Amateure sind auf Sponsoren angewiesen. Aufgrund der hohen Beanspruchung benötigt der Yamaha-Fahrer jedes Jahr ein neues Motorrad. Mit rund 15.000 Euro beziffert er die Materialkosten für eine Saison – ohne Benzin. Ein Einfamilienhaus sei für seinen Sport sicher schon draufgegangen, schätzt Krackl. Zum Motocross sei er schon als Kind gekommen. Eine Fernsehübertragung eines Rennens habe ihn derart gefesselt, dass er seinen Eltern keine Ruhe mehr ließ. Mit acht Jahren saß Krackl dann beim AMC Frankenthal zum ersten Mal auf einer Motocross-Maschine und beackerte die Hausstrecke des Clubs im Norden von Frankenthal. „Das hat gleich riesigen Spaß gemacht“, erinnert sich Krackl. Früher habe er auch Fußball gespielt, doch die Liebe zum Motorrad sei größer gewesen. Mit neun Jahren besuchte er erste Fahrerlehrgänge und mischte bei kleineren Clubmeisterschaften mit. „Nach zwei, drei Jahren bin ich eine komplette Serie durchgefahren“, erzählt Krackl. Seine Familie habe ihn von Anfang an unterstützt und mit Wohnmobil und Anhänger zu den Rennen begleitet. Einen weiteren großen Erfolg in diesem Jahr feierte Nico Krackl Anfang September. Beim Motorsportwochenende „Werner – das Rennen“ hat er eine Reise in die USA gewonnen. In Hartenholm (Schleswig-Holstein) standen auch die Crossfinals, das Finale der Amateurserien in der deutschen Motocross-Szene, auf dem Programm. Auch dort hat er die höchste Klasse MX1 gewonnen. Im Oktober 2019 geht es dann für den Frankenthaler auf eine Ranch in Kalifornien, auf der sich natürlich alles um Motocross drehen wird. Fest eingeplant ist auch ein Abstecher nach Las Vegas (Nevada) zum Monster Cup, einer der weltweit größten Motocross-Veranstaltungen. Dem Sieger aller drei Finalläufe winken eine Million Dollar Preisgeld. „Motocross ist in den USA so beliebt wie bei uns Fußball“, sagt Krackl. Einmal den amerikanischen Profis zuschauen zu können, das sei schon ein Traum. Wie es für ihn selbst sportlich weitergeht, vermag er noch nicht zu sagen. Eigentlich wollte er kürzer treten und nur noch ausgewählte Rennen fahren. Nach dem Erfolg im Hessen-Thüringen-Cup sei er aber bereits von seinen Sponsoren auf die nächste Saison angesprochen worden. Nach dem Winter will er sich entscheiden.

Auch in den Crossfinals in Hartenholm gewann Nico Krackl die MX1-Klasse.
Auch in den Crossfinals in Hartenholm gewann Nico Krackl die MX1-Klasse.
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