Speyer Wählen wie die Großen

An die Urne: Die U18-Wahl hat keinen Einfluss auf die Bundestagswahl, liefert aber ein Stimmungsbild der jungen Menschen im Land
An die Urne: Die U18-Wahl hat keinen Einfluss auf die Bundestagswahl, liefert aber ein Stimmungsbild der jungen Menschen im Land.

«GERMERSHEIM/LUDWIGSHAFEN.» Auf der Internetseite der U-18-Wahl waren bis gestern 18 Wahllokale in 16 Orten im Kreis Germersheim gelistet, eines davon im katholischen Pfarrheim in Lingenfeld bei der dortigen KjG (16 bis 18 Uhr). Die Kinder sind nicht an eine Gemeinde oder ihren Wohnort gebunden. Wer sein Kreuz gemacht hat, bekommt einen Stempel auf den Handrücken. So wird gewährleistet, dass niemand mehrfach antritt. Im Landkreis Germersheim organisiert der Kreisjugendring (KJR) die Stimmabgabe für die Unter-18-Jährigen. Er ist zudem auch Landeskoordinierungsstelle, also Ansprechpartner für alle Wahlinitiativen, die sich in Rheinland-Pfalz bilden. Die Hauptaufgabe: die Verbände auf Neutralität überprüfen, grünes Licht für die Wahllokale geben, die Ergebnisse sammeln und vermelden. „Abgesehen davon, dass das Ergebnis veröffentlicht wird, passiert damit gar nichts“, erklärt Thorsten Rheude vom Germersheimer Kreisjugendring. Er hofft, dass die Abstimmung bei Teenagern politisches Denken anregt und Grundschüler dadurch ein Grundverständnis für demokratische Prozesse entwickeln. Wichtig bei der U-18-Wahl sei, „dass die Kinder Demokratie erleben und partizipieren“, ergänzt der KJR-Vorsitzende Jürgen Schaaf. „Und dass wir Politikverdrossenheit im Erwachsenenalter entgegenwirken.“ Das aktive Wahlrecht ab 16 Jahren auf kommunaler Ebene – das es bereits in zehn Bundesländern, nicht aber Rheinland-Pfalz, gibt – hält Schaaf für sinnvoll. „Auf Landes- und Bundesebene finde ich die 18er-Grenze gut.“ Rheude sieht es ähnlich: Bei Kommunalwahlen seien die Menschen unmittelbarer vor Ort betroffen: „Das ist dann noch mal eine andere Nummer als die Bundestagswahl.“ Er ist auch in der Jungen Union (JU) und der Katholischen jungen Gemeinde (KjG) aktiv. Die KjG setze sich für ein Wahlrecht ab Geburt ein, die JU habe den klaren Beschluss „Wahlrecht ab 18“. Aktiv an Politik beteiligen könnten sich Interessierte unter 18 Jahren auch in Jugendparlamenten, betont Rheude. Um die Kinder und Jugendlichen im Kreis Germersheim „hinterm Ofen hervorzuholen“ wird die Werbetrommel gerührt, werden Schulen gebeten, die Wahl im Unterricht zu thematisieren. Einige Vereine, die die Lokale vor Ort einrichten, machen eigene Aktionen. Die KjG Lingenfeld bastle in den Gruppenstunden Wahlurnen und plane eine Diskussion mit dem Bürgermeister, nennt Thorsten Rheude als Beispiele. Die Mitwirkung der Verbände vor Ort sei enorm wichtig, denn diese seien nah an den Jugendlichen. Bundesweit gibt es rund 1000 Wahllokale. Die Stimmzettel sind auf das jeweilige Bundesland und den Wahlkreis abgestimmt, auch die Erststimme wird ausgewertet. In vielen Wahllokalen unterstützen die Helfer die Meinungsbildung mittels Blick in den „Wahl-O-Mat“ am Computer oder in der Smartphone-App. Im Gegensatz zu Kindern und Jugendlichen im Kreis Germersheim suchen ihre Altersgenossen in Speyer und im Rhein-Pfalz-Kreis vergeblich nach U-18-Wahllokalen in ihren Wohnorten. „Dass die Aktion U-18-Wahlen schon seit vielen Jahren durchgeführt wird, ist den Akteuren im Kreisjugendring bekannt“, antwortet Kreis-Sprecherin Kornelia Barnewald auf eine Anfrage der RHEINPFALZ. Aus Sicht des Kreisjugendrings sei die Aktion durchaus sinnvoll und gut. Es lasse sich herauslesen, welche Sichtweisen die Jugendlichen haben und welche Wünsche diese an die Politik stellen. An den Kreisjugendring sei das Anliegen, eine U-18-Wahl im Rhein-Pfalz-Kreis zu organisieren, bisher noch nicht herangetragen worden. Bei seiner nächsten Sitzung wolle dieser das Thema für die Zukunft besprechen, sagt Barnewald. Zum Thema Politik und Jugend habe der Kreisjugendring kurz nach den Sommerferien zu einer Veranstaltung mit dem Titel „Erdbeereis und Politik“ mit Bundestagskandidatin Isabel Mackensen eingeladen. Ein zweiter angedachter Termin mit Johannes Steiniger sei aus terminlichen Gründen leider nicht zustande gekommen, informiert die Kreisverwaltung.

x