Speyer Vorurteile gegen den Islam

Der Vorsitzende der Gemeinde vor der Moschee: Servet Özel ist wiedergewählt worden.
Der Vorsitzende der Gemeinde vor der Moschee: Servet Özel ist wiedergewählt worden.

„Ich haben die Zeit in Speyer nicht bereut“, betont Akdemir im RHEINPFALZ-Gespräch kurz vor dem Fastenbrechen, das um 21.02 Uhr beginnt. Frauen bereiten das Essen in der Moschee-Küche vor. Erwartet werden nach Angaben des im November für drei Jahre wiedergewählten Vorstandsvorsitzenden Servet Özel rund 150 Geflüchtete und etwa 50 Gemeindemitglieder. An jedem Freitag und Samstag sowie an deutschen Feiertagen, die in die 31 Tage des Ramadan fallen, lädt die Gemeinde alle Speyerer zum Fastenbrechen ein. Die Plätze im Haus sind begrenzt, deshalb essen die Männer unter dem auf dem Außengelände für rund 13.000 Euro neu installierten Carport. Die Tür zur daneben liegenden Wohnung des Imam steht weit offen. Deutsche Disziplin vermissen Er freue sich sehr auf die Heimat, auf Freunde und Angehörige, sagt Akdemir. Vermissen werde er sicher die deutsche Disziplin, Ordnung und Pünktlichkeit, ist er überzeugt. „In der kleinen Stadt Speyer habe ich mich immer sicher gefühlt.“ An die Speyerer Brezel habe er sich jedoch nicht gewöhnen können, räumt er ein. Mindestens zwei Jahre muss der von der türkischen Regierung ausgesandte Religionsbeauftragte in seiner Heimatgemeinde bleiben. Vor dem Amtsantritt in Speyer 2014 hat Akdemir in der Türkei Imame ausgebildet. Leicht sei die Zeit in Speyer nicht immer gewesen, räumt der Imam ein. Vorurteile gegen den Islam und gegen muslimische Flüchtlinge hätten auch ihn vor große Herausforderungen gestellt. Sehr geholfen habe auch in dieser Hinsicht das 2012 gegründete Speyerer Interreligiöse Forum, berichtet Akdemir vom wichtigen regelmäßigen Austausch mit Vertretern anderer Glaubensgemeinschaften. Für Islam-Fanatisten und -Terroristen bringt der Imam keinerlei Verständnis auf. Sie folgten der Lehre des Korans nicht und gehörten somit in seinen Augen nicht zur Gemeinschaft der Muslime, urteilt Akdemir, der vor seiner Ausbildung zum Imam ein Theologie-Studium absolviert hat. Mehr Gespräche mit Mitgliedern Gerne hätte er den Kindern der Gemeinde den Koran intensiver näher gebracht, sagt Akdemir. Die kleinen Speyerer Muslime sprächen häufig türkisch nur unzulänglich, besuchten den Unterricht nur unregelmäßig, erklärt er das in seinen Augen bedauerliche Defizit. „In der Türkei kommen Kinder so gut wie täglich in die Moschee.“ Speyerer Frauen hätten bei ihm ein- bis zweimal wöchentlich gelernt. Auch wenn er sich bemüht habe, immer für jeden da zu sein, der seine Unterstützung gebraucht habe, hätte er gerne mehr religiöse Gespräche mit den Mitgliedsfamilien geführt. Seinem Nachfolger – er soll sein geistliches Amt im Oktober in der Speyerer Moschee aufnehmen – empfiehlt Akdemir die unverzügliche Anschaffung eines Autos. Für Besuche, Erkundungen und Einkäufe sei ein Pkw in Speyer unerlässlich, meint der scheidende Imam. Weder er noch der Gemeindevorstand kennen den Namen des neuen türkischen Religionsbeauftragten, der mit den Speyerer Muslimen in den kommenden fünf Jahren beten, sie verheiraten, begraben, mit ihnen feiern und das Fasten brechen wird.

Riza Akdemir
Riza Akdemir
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