Kultur Südpfalz Von der Newa an den Rhein und zurück

Michael Wagner
Michael Wagner
Internationalität und Völkerverständigung sind für Palatina-Klassik sehr wichtig. Wie sehen Sie die Bedeutung der Zusammenarbeit mit Künstlern aus Russland vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Lage?

Seit der Gründung des Fördervereins Palatina-Klassik im Mai 2012 machen sich jährlich über 100 Studenten des Konservatoriums aus Kazan auf die über 3000 Kilometer lange Busreise, um mit Professor Kraemer und dem Palatina-Klassik-Vokalensemble gemeinsam zu musizieren. Wie wir aus eigener Anschauung erleben und immer wieder von den Verantwortlichen des Konservatoriums dort hören dürfen, kehren die jungen Menschen glücklich und reicher an Erfahrung nach Russland zurück. Was bleibt, ist die gegenseitige musikalische Bereicherung und die Erkenntnis, dass Völkerverständigung auf diesem Wege bestens funktioniert. Davon zeugt auch das Schreiben von Professor Rubin Abdullin vom November 2017. Musik ist die Sprache, die auf der ganzen Welt von allen Menschen verstanden wird. Ich bin zusammen mit Professor Kraemer, dem künstlerischen Leiter von Palatina-Klassik, der Auffassung, dass der kulturelle Austausch zur Annäherung der Völker beiträgt und sogar mehr bewegen kann als Politik. Und gerade deshalb ist die Zusammenarbeit mit Künstlern aus Russland in der aktuellen politischen Lage wichtiger denn je. Sie sind ein Verein engagierter Privatpersonen. Wie finanzieren Sie Ihre Projekte? „Kultur braucht Engagement!“ Diesem Wahlspruch hat sich der Förderkreis verpflichtet und Gott sei Dank sehen dies auch unsere Unterstützer und Sponsoren so. Die Durchführung einer solchen Konzertreihe ist heute ohne die Förderung durch die Wirtschaft fast nicht mehr denkbar, zumal die „öffentlichen Hände“ als „Sponsoren inzwischen weitgehend ausfallen. Wir haben uns deshalb verstärkt auch um die Unterstützung aus Kreisen der Wirtschaft bemüht. Dies umso mehr, als Palatina-Klassik – anders als andere Festivalorganisationen – nicht auf eine institutionelle und damit dauerhafte Förderung bauen kann. Wir sind daher sehr dankbar, dass uns unsere Sponsoren von Anfang an die Treue halten. Gleichwohl müssen wir jedes Jahr neu für unser Engagement bei unseren Unterstützern und Sponsoren werben. Sie machen Konzerte im Saarland, der Pfalz und Nordbaden. Welchen Stellenwert hat die Klosterkirche Eußerthal bei Ihren Planungen? Die ehemalige Abteikirche Eußerthal hat in unseren Planungen einen sehr hohen Stellenwert, was schon allein daran deutlich wird, dass die Palatina-Klassik-Konzertreihe regelmäßig dort beginnt und traditionell mit dem Weihnachtsoratorium von Bach dort auch endet. Es ist schon faszinierend zu beobachten, wie die Konzertbesucher bei Wind und Wetter in dieses „äußerste Tal“ pilgern, um einem Konzert in diesem Gotteshaus beizuwohnen. Wie ist Ihre persönliche Beziehung zur Eußerthaler Kirche? Ich selbst habe zur Klosterkirche Eußerthal eine ganz besondere Beziehung, war ich doch 1971 als Mitglied der Speyerer Domsingschule mit gerade elf Jahren an der Gründung der Kirchenmusiktage Eußerthal beteiligt. Unvergessen die Fahrten von Speyer mit dem sogenannten Ziehharmonika-Bus durch das enge Tal hin zur Kirche. Und unvergessen der im letzten Jahr verstorbene Pfarrer Erich Rinnert, ohne den es die Kirchenmusiktage nicht geben würde. Welche Zukunftsprojekte in Russland und mit russischen Künstlern gibt es? Man hört von Plänen, das römische Festival religiöser Musik und Kunst nach St. Petersburg zu bringen. Wie konkret ist das – und ist Palatina-Klassik dabei? Bereits mehrmals hat Palatina-Klassik eine Einladung zum „Festival Internationale di Musica e arte sacra“, das jährlich im Herbst in Rom stattfindet, erhalten. Und in der Tat, die Verantwortlichen des römischen Festivals denken intensiv darüber nach, in der ersten Maiwoche des nächsten Jahres dieses Festival, bei dem kein geringeres Orchester als die Wiener Philharmoniker mitwirken, in St. Petersburg stattfinden zu lassen. So ist geplant, dass Palatina-Klassik gemeinsam mit Chor und Orchester des Konservatoriums Kazan im Rahmen dieses Festival am 3. Mai in der Kazaner Kathedrale, dem großen russisch-orthodoxen Sakralbau am Newski-Prospekt, ein Konzert geben wird. Gibt es das Konzert auch bei uns? Nach unseren Vorstellungen soll dieses Konzert im Vorfeld des Festivals in Kazan und in Deutschland zur Aufführung gebracht werden, um somit einen weiteren Beitrag zur so wichtigen Völkerverständigung zu leisten. info Bei dem besonderen Programmpunkt „Palatina-Klassik trifft Petersburg“ im Jahresprogramm des Vereins musizieren im August das Palatina-Klassik-Vokalensemble, die Geiger Alexander und Igor Zolotarev, Konzertmeister der St. Petersburger Philharmoniker, und ihr Kollege Pavel Sokolov, Oboe, mit Robert Frank und Susanne Phieler, Violine, Stephanie Phieler, Viola, Roland Kuntze, Violoncello, und Junko Nishio-Makino, Orgel, unter Leitung von Leo Kraemer am Samstag, 18. August, um 19.30 Uhr in der Katholische Pfarrkirche St. Otto, Kurt-Schumacher-Straße 39 in Speyer und am Sonntag, 19. August, um 17 Uhr in der Klosterkirche in Eußerthal. Werke von Tomaso Albinoni, Bach, Vivaldi, Mozart und anderen erklingen. Am Freitag, 24. August, um 19 Uhr spielt dann der in der Südpfalz durch viele Konzerte bekannte und vielfach gefeierte Petersburger Pianist Andrei Ivanovitch im Historischer Ratssaal in Speyer Werken von Schubert, Chopin, Liszt oder Rachmaninow. Karten und Infos unter www.palatinaklassik.eu, Telefon 06232 36225, Karten gibt es beim -Ticketservice, Telefon 0631 37016618, und an den Abendkassen. | Interview: Karl Georg Berg

In der Kazaner Kathedrale am Newski-Prospekt in St. Petersburg wird es im Mai voraussichtlich ein deutsch-russisches Konzert mit
In der Kazaner Kathedrale am Newski-Prospekt in St. Petersburg wird es im Mai voraussichtlich ein deutsch-russisches Konzert mit Palatina-Klassik-Ensembles geben.
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