Kaiserslautern Mit Tante-Emma-Laden gegen den Trend

Sogar mit Freisitz ausgestattet: „Tims Lädchen“ in Dansenberg. Inhaber Tim Franz serviert auch Kaffee und Kuchen. Rosi Keller-Sö
Sogar mit Freisitz ausgestattet: »Tims Lädchen« in Dansenberg. Inhaber Tim Franz serviert auch Kaffee und Kuchen. Rosi Keller-Sömer (Mitte) und Renate Petereit wollen in Zukunft öfter kommen.

35 Quadratmeter, mehrere Hundert Artikel und schon jede Menge Kunden – in Dansenberg gibt es seit vergangener Woche wieder einen Dorfladen mit Tante-Emma-Flair. Inhaber Tim Franz verkauft dort alles für den täglichen Bedarf. Ein nettes Gespräch mit dem Inhaber gibt es gratis dazu.

Tim Franz ist schwer beschäftigt. Kunden bedienen, kassieren, Kaffee kochen, servieren und nebenbei noch die Regale auffüllen. Die Vitrine mit den Backwaren ist schon so gut wie leergefegt. Vier Jungs haben die Sitzecke in Beschlag genommen und schlürfen eine Cola. Rentner, Familien, Kinder – in „Tims Lädchen“ scheint sich ganz Dansenberg zu treffen. Fast jeden, der den Laden betritt, begrüßt Franz mit Namen. „Hier ist man schnell per Du“, erzählt er, „das ist das Schöne am Dorf.“ Der Job als Verkäufer sei schon immer sein Traumberuf gewesen. „Es macht mir einfach Spaß, mit Menschen zu arbeiten“, erzählt Franz. Seine Ausbildung hat er als Verkäufer in einer Drogerie gemacht, doch danach jagte ein befristeter Vertrag den nächsten. Als der Laden schließlich frei wurde, sei für ihn daher schnell klar gewesen „Ich wag’ das jetzt.“ Mit dieser Entscheidung ist der 32-Jährige sichtlich glücklich. Am meisten Spaß mache ihm der Umgang mit den kleinen Kunden. „Wenn man die lachenden Kinder hier im Laden sieht, wie sie sich hier aufhalten, das ist einfach genial“, schwärmt Tim Franz. Viele Liebe, Geld und Zeit hat er in die Eröffnung seines Ladens gesteckt und dabei vor allem auf das Tante-Emma-Flair geachtet. Ursprünglich sollte der Laden „Nummer 47“ heißen, wegen der Hausnummer. Letztendlich habe er sich dann doch für „Tims Lädchen“ entschieden, weil es einfach persönlicher klinge. Gemeinsam mit dem Bekanntenkreis wurde das Sortiment ausgeklügelt. Neben Klassikern wie Mehl, Butter und Marmelade verkauft Franz in seinem Laden auch frischen Ingwer, Bio-Müsli und Katzengras. Bestseller seien aber ganz klar die Backwaren, die von einem Bäcker aus Reichenbach-Steegen stammen. Die restlichen Waren besorgt der Inhaber selbst im Großhandel, und das Sortiment wächst ständig. „Wir bekommen viele Tipps von Kunden, die sich ein bestimmtes Produkt wünschen“, berichtet er. Generell gelte: „Was wir nicht haben, das besorgen wir.“ Auch Vorbestellungen nimmt der Inhaber gerne an. Wenn jemand nicht laufen kann, bringt er die Ware sogar bis vor die Tür. Der Laden hat unter der Woche von 6 bis 13 Uhr geöffnet und dann nochmal von 16 bis 19 Uhr. „Pause? Pfeifendeckel!“. In den drei Stunden, in denen geschlossen ist, wird die Buchhaltung gemacht, werden Regale aufgefüllt und der Laden geputzt. „Da sind höchstens fünf Minuten Füße hochlegen drin“, erzählt er. Auch samstags von 6 bis 13 und sonntags von 7 bis 11 Uhr können die Dansenberger in „Tims Lädchen“ einkaufen. Die Dorfbewohner scheint’s zu freuen: „Es gibt ja sonst nichts in Dansenberg“, erzählt Kundin Renate Petereit, „ich kann mir gut vorstellen, dass das hier zum Treffpunkt wird.“ Auch Ortsvorsteher Franz Rheinheimer ist begeistert. „Der neue Laden ist ein Riesengewinn für Dansenberg“, lobt er. Gerade für Menschen, die weniger mobil seien und daher nicht die Einkaufsmöglichkeiten in Kaiserslautern nutzen können, sei der Laden wichtig. „Dass ein solcher Laden keine Aldi-Preise anbieten kann, ist auch klar“, gibt er zu bedenken. „Ich wünsche mir sehr, dass der Laden erfolgreich wird“, betont Rheinheimer und appelliert an die Bürger: Jeder könne seinen Teil dazu beitragen. Vermieter Andreas Zangerle hat seinen Teil bereits beigetragen. Die Räume überlässt er dem Inhaber zu einer „moderaten Miete unterhalb des Mietspiegels“. Es wäre bequemer gewesen, aus der Immobilie eine Wohnung zu machen, erzählt er. „Allerdings sehe ich mich da in der Verantwortung für mein Dorf.“ Ein bisschen Eigennutz sei aber dabei gewesen, sagt Zangerle lachend. Schließlich habe auch er jetzt alles, was er braucht, direkt vor der Haustür.

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