Kultur Südpfalz Leuchtende Schönheit

Es hätte sein Abschiedsprogramm sein sollen, doch wie bekannt bleibt Justin Brown noch zwei Jahre als Generalmusikdirektor (GMD) in Karlsruhe. Das letzte Sinfonie- und Sonderkonzert der Saison mit der Staatskapelle markierte aber mit Werken von Mozart und Bruckner sein Jubiläum „Zehn Jahre GMD am Badischen Staatstheater“.

Sehr schön war die ursprüngliche Idee, das Sonderkonzert als Browns letzten Amtsakt in Karlsruhe mit einer Bach-Kantate und Bruckners Siebter in die Christuskirche zu verlegen. Doch durch den Kantorenwechsel dort und die Verlängerung seines Vertrags musizierte Brown nun doch alle drei Abende Mozart und Bruckner im Staatstheater. Beim B-Dur-Klavierkonzert KV 595, Mozarts letztem Werk für diese Gattung, war er wieder einmal Solist und Dirigent in Personalunion, um – wie er launisch sagte – die Verantwortung für die falschen Töne mit seinen Musikern zu teilen und im besten Fall Kammermusik mit ihnen zu machen. Letzteres ist gelungen. Der Ausgleich zwischen Klavier und Orchester (in kleiner Besetzung und mit Naturhörnern) gelang ideal. Das Musizieren war sehr transparent und reich an subtil ausgeformten, sprechenden Gesten. Es war eine Wiedergabe von lauterer Schönheit, die den abgeklärten Ton des Werks optimal traf und doch sehr lebendig im Charakter war. Als Zugabe spielte Justin Brown in allen drei Konzerten das Stück Pastorale von Francis Poulenc. Nach Fünfter, Achter und Neunter dirigiert Justin Brown nun auch die siebte Sinfonie von Bruckner. Die Dritte mit den Wagner-Zitaten wird (siehe unten rechts) in zwei Monaten folgen. Als Requiem für den Bayreuther Meister gilt ja der Schlussteil des Adagios der Siebten. Justin Brown gab nicht nur diesem gewaltigen Satz eine grandiose Innenspannung und überwältigende Intensität. In allen Teilen des Werks fand der Dirigent die überzeugte Mitte zwischen ruhig fließender Bewegung und dem ungezwungenen Entfalten der Melodielinien auf der eine Seite und dramatisch aufgeladenen Steigerungen sowie schroffen Kontrasten auf der anderen. Punktgenau wurde das größte Licht in der Coda des Finales erreicht. Brown spielte die Fassung mit dem Beckenschlag im Adagio. Der war in solch einer sinnfälligen Wiedergabe kein Effekt, sondern Teil eines hochdynamischen sinfonischen Prozesses.

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