Landau Landau: Pläne für neue Kneipe an alter Stelle

Das Schild ist noch da, doch Getränke gibt es in der „ganz anderen Kneipe“ seit zwei Jahren nicht mehr.
Das Schild ist noch da, doch Getränke gibt es in der »ganz anderen Kneipe« seit zwei Jahren nicht mehr.

Seit zwei Jahren sind in der Kneipe „Kreuz & Quer“ in Landau die Lichter aus. In dem Gewölbe in der Innenstadt könnte nun wieder Leben einkehren. Mit Fördermitteln soll die Zukunftsfähigkeit eines Inklusionsbetriebs geprüft werden. Partner der Stiftskirchengemeinde sind Diakonisches Werk und Bürgerstiftung Pfalz.

Gut Ding will Weile haben. Die Bemühungen hin auf ein Nachfolgeprojekt für die im Herbst 2016 nach Insolvenz des Trägervereins Ichtys geschlossene alkoholfreie Kneipe „Kreuz & Quer“ im Landauer Stiftskirchenareal haben an Fahrt aufgenommen: Mit der Bewilligung von rund 15.000 Euro Anschubförderung durch die „Aktion Mensch“ zur „Entwicklung eines inklusiven gastronomischen Nutzungskonzepts“ könnten erste Weichen gestellt sein für ein nachhaltiges und attraktives Innenstadt-Angebot. „Ganz im Sinne unseres kirchlichen Auftrags“, sagt Dekan Volker Janke, geschäftsführender Pfarrer. Mit im Planungsboot der Stiftskirchengemeinde ist das Diakonische Werk Pfalz als zuständiger Fachverband sowie die Bürgerstiftung Pfalz mit ihrer Geschäftsführerin Christiane Steinmetz. Kurzer Blick zurück: Als in der Kneipe „Kreuz & Quer“, ein ökumenisches Projekt, im Herbst 2016 nach 17 Jahren die Lichter ausgingen, kochten die Emotionen hoch. Dass es indes zu keiner Zeit strittig war, die Keller-Immobilie mit Biergarten einer neuerlichen „kirchenaffinen“ Nutzung zuzuführen, unterstreicht Martin Rieger, Vorsitzender des Presbyteriums. Begehrlichkeiten verschiedener Landauer Gastronomen stellte man hintan. „Es herrschte Einigkeit darüber, dass eine künftige Nutzung im Einklang mit unseren christlichen Werte stehen sollte“, bestätigt auch Volker Janke.

Bürgerstiftung Pfalz sagt Unterstützung zu

Die Lebenshilfe Landau habe zunächst lebhaftes Interesse bekundet, im Frühjahr 2017 aber doch überraschend zurückgezogen. Investitionsbedarf und laufender Betrieb hätten offenbar die Möglichkeiten gesprengt, so Janke. Die Idee, behinderte Menschen zu beteiligen, aber sollte nicht aufgegeben werden. Er habe daraufhin bei Christiane Steinmetz, Geschäftsführerin der Bürgerstiftung Pfalz, nachgefragt – und die habe ihre Unterstützung spontan zugesagt. Mit einem ersten Erfolg. Der im vergangenen Oktober gestellte Förderantrag an die „Aktion Mensch“ zur Entwicklung eines Nutzungskonzepts für einen Integrationsbetrieb wurde jetzt bewilligt. „Ziel des Projekts ist es, ein nachhaltig umsetzbares Modell für ein integrativ geführtes Café und Bistro zu entwickeln, das mit den örtlichen Voraussetzungen, dem sozialen Umfeld und in Kongruenz zu den Werten der Stiftskirchengemeinde betriebswirtschaftlich tragfähig ist“, so die Beschreibung der vorgelagerten Schritte. Es geht unter anderem um eine Markt- und Umfeldanalyse, um Küchen- und Innenausstattung, um die Berechnung von Betriebskosten, Miete, Personalbedarf. Genau geprüft wird auch der Integrationseinsatz, also in welchem Maße Menschen mit unterschiedlicher Art der Behinderung (mindestens 50 Prozent) in den Arbeitsablauf integriert werden können und mit welchen Einrichtungen Kooperationen angestrebt werden, zum Beispiel mit der Akademie Auszubildende mit Behinderung. Als Koordinatorin ist Christiane Steinmetz vom Presbyterium einstimmig beauftragt worden. Begleitet wird sie von einem eigens ins Leben gerufenen Arbeitskreis, dem neben dem geschäftsführenden Pfarrer vier Mitglieder des Presbyteriums angehören – das Ganze im Benehmen mit dem Diakonischen Werk. Bis 27. Januar 2020 können die Fördergelder – sofern für die vorgesehene Zwecke ausgeschöpft – abgerufen werden. Die Kirchengemeinde muss sich zudem mit einem Eigenanteil von knapp 3000 Euro beteiligen.

Kirchengemeinde muss Businessplan zustimmen

Nach abschließender Definition von „Konzept, Rechtsform, Investitionssumme und betriebswirtschaftlicher Tragfähigkeit“, so Steinmetz, werde das Konzept mit dem Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung abgestimmt. Daraufhin folge ein externes betriebswirtschaftliches Gutachten. „Nach eventuellen Nacharbeiten kann der Businessplan der Kirchengemeinde zur endgültigen Abstimmung vorgelegt werden.“ Alle Prüf- und Rechenmodelle, das betonen die Beteiligten, seien ergebnisoffen. „Letztlich entscheiden Zahlen und Analysen, ob das angestrebte Modell trag- und zukunftsfähig ist“, so Steinmetz. Im Idealfall freilich könnte auf Dauer von fünf Jahren mit einer Anlaufförderung und Umbau-Bezuschussungen von jeweils bis zu einer Viertelmillion Euro gerechnet werden. Jeder Arbeitsplatz für einen Menschen mit Behinderung werde zusätzlich mit 22.500 Euro gefördert. Dekan Janke wird nicht müde zu unterstreichen, dass man erst ganz an Anfang des Prozesses stehe, ist aber zuversichtlich. Christiane Steinmetz, Theologin und seinerzeit als Vikarin beim Missionarisch-Ökumenischen Dienst im Team von Pfarrer Gerd Weber beim Aufbau von „Kreuz & Quer“ beteiligt, bringe auch aus dem Erfolgs-Projekt Stiftsgut Keysermühle wertvolle Erfahrungen ein. Auftrieb habe die „gastronomische Idee“ nicht zuletzt durch die überwältigende Resonanz beim Chawwerusch-Theaterprojekt zum Reformationsjubiläum erhalten. „Unser kurzfristig zum Leben erwecktes Café Bader war nach jeder Vorstellung gerammelt voll“, freut sich Dekan Janke noch heute. Darüber hinaus gebe es Anfragen von Vereinen – zum Beispiel vom Verein Lager 14 aus Pirmasens, der für vergangenen Freitag und Samstag das Open-Air-Kino auf dem ehemaligen Gartenschau-Gelände im Süden Landaus geplant hatte – auf regelmäßige Anmietung sowie von Privatpersonen für Familienfeiern. „Das möchten wir gerne mitaufgreifen als weiteres positives Signal in Richtung Zukunft.“

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