Rhein-Pfalz Kreis „Hören, was Gott sagen möchte“

Menschen voller Gospel-Power: Dieses Bild ist beim Abschlusskonzert im Jahr 2012 entstanden.
Menschen voller Gospel-Power: Dieses Bild ist beim Abschlusskonzert im Jahr 2012 entstanden.
Frau Schäfer, wie haben Sie den Gospel entdeckt?

Bei mir ging das über die Jugendarbeit und das Singen dort. Da habe ich früh gemerkt, dass mich Gospel anspricht. Dann bin ich mit 13 Jahren in einen Gospelchor. Was gefällt Ihnen am Gospel? Ich mag die einfache Struktur, in der man sich dann austoben kann. Man kann sich mit der Stimme hingeben, weil Gospel über Leidenschaft funktioniert. Und textlich geht es um die gute, die positive Nachricht des Evangeliums, die Gnade und Freude. Das haben Sie in der klassischen Kirchenmusik nicht gefunden? Gospel spricht mich emotional viel mehr an. Aber ich habe vor der Klassik hohe Achtung, das ist hohe Kunst. Aber die ist nicht sehr gesellschaftstauglich. Gospel kann man gemeinsam singen, auch mit Leuten, die gar nicht geübt sind. Aber spricht Gospel nicht junge Leute an, während es doch eher ältere sind, die in die Kirche gehen? Gospelmusik findet längst nicht nur in Kirchen statt. Gerade komme ich von einem Projekt an einer Schule mit Schülern, Eltern und Lehrern, die gemeinsam Gospels singen wollten. In den Gemeinden gibt es eine große Nachfrage nach Chorleitern, die Gospel machen können. Es entstehen immer mehr Gospelchöre, aber eben nicht nur als Chöre einer Pfarrgemeinde. Muss man gläubig sein, um Gospels zu singen? Als Chorleiter sicher, denn da wollen sie den Geist des Gospels vermitteln. Da sollten sie auch inhaltlich dahinter stehen. Das ist zumindest mein Anspruch. Aber es gibt sicher viele Sänger, die zuerst das Singen in der Gemeinschaft erleben und, so hoffe ich, dann vom Gospel auch tiefergehend angesprochen werden. Insofern ist Gospel eine Chance – ein Türöffner für die Frohe Botschaft. Was passiert denn mit einem, wenn man Gospel singt? Ich glaube, wenn man sich dieser Musik wirklich hingibt, dann verändert sie das Herz. Es ist keine kopfgesteuerte Musik. Man kann darauf horchen, was Gott zu einem sagen möchte. Gott möchte uns in Herz und Seele erreichen. Es gibt auch bemühte Versuche, modern und rhythmisch zu wirken und das klingt manchmal wie ein Kartoffelsack, der die Kellertreppe runterfällt. Woran liegt das? Wir haben hier in Deutschland eine andere Tradition, besonders was Rhythmik betrifft. Manchmal gibt es Chorleiter, die da an ihre Grenzen stoßen, es kann aber auch sein, dass sie Stücke an die rhythmischen Fähigkeiten der Sänger anpassen und die Synkopen gerade ziehen, was dann seltsam wirkt. Sie geben Workshops in ganz Europa. Was ist anderswo anders als hier? Der Umgang mit der eigenen Stimme ist ein anderer. Die Deutschen wollen genau wissen, wie es geht, bevor sie singen. In Dänemark oder Frankreich singen die Leute sofort leidenschaftlich mit – auch leidenschaftlich falsch, aber sie machen mit. Wenn man da ein Stück vorstellt, gibt es eine regelrechte Explosion des Mitmachens. Erst später wird genauer hingeschaut. Gibt es nicht auch klassische Chorleiter, die Gospel „mal so nebenher“ machen und deshalb schiefe Ergebnisse liefern? Ich finde das gar nicht schlimm, denn solche Chorleiter schlagen ja auch Brücken. Vielleicht erreichen sie ja Sänger, die so etwas noch nicht probiert haben und dadurch Interesse bekommen. Ich meinte, dass „Klassiker“ Gospel oder Pop unterschätzen und es deshalb mit ihren Sängern nicht richtig hinbekommen ...? Das gibt es. Aber das ist eigentlich kein Unvermögen, sondern eine Frage der Prägung. Natürlich kann man das Nötige auch lernen und ich unterrichte auch Chorleiter. Was lernen die Teilnehmer in Maxdorf? Sich einzulassen und leidenschaftlich zu singen. Aber es geht auch darum, sich ein schönes Wochenende zu gönnen, das einem gut tut und Freude macht. So ein großer Chor mit 200 Stimmen macht richtig Spaß. Ich bringe Lieder mit, teils eigene, teils neue Arrangements. Und ich komme mit meiner Band. Und dann gibt es am Ende ein Abschlusskonzert? Das wird nicht wie bei einem klassischen Konzert sein, bei dem die Leute still sitzen müssen. Man kann gemeinsam singen, mitsingen und sich bewegen. Gospel hat ja eine Form, die sich wiederholt, so dass man leicht einsteigen kann. Wir sind dann nicht Chor hier und Publikum da, sondern eine große Gospelgemeinschaft. Es gibt aber auch ein paar komplexere Lieder, die ich mit dem Projektchor einstudiere und die dann vorgetragen werden. Termin Der Chor Gospel Maxx lädt schon seit vielen Jahren zu seinem Workshop Gospel-Power nach Maxdorf ein. Menschen aus ganz Süddeutschland reisen dazu an. Jetzt am Wochenende ist es wieder soweit. Es werden von den Veranstaltern über 200 Teilnehmer erwartet. Das Abschlusskonzert mit den Workshop-Teilnehmern ist am Sonntag, 12. Mai, 17 Uhr, in der Christuskirche Maxdorf. Zuhören, aber auch Mitsingen darf jeder, der mag.

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