Kreis Südliche Weinstraße Einsen und Nullen im Unterricht

Schüler Paul Steinel und Lehrer Simon Terber entwickeln neue Ideen für die Nutzung der Schul-App.
Schüler Paul Steinel und Lehrer Simon Terber entwickeln neue Ideen für die Nutzung der Schul-App.

Mitspracherecht wird am Gymnasium Edenkoben großgeschrieben. Deshalb wurde auch über die neue Schul-App vorher abgestimmt. „Etwa 90 Prozent der 180 Umfrageteilnehmer wollten sie“, sagt Terber. Die Gymnasium Edenkoben-App orientiere sich an der Homepage der Schule, sei aber keine Kopie davon, ergänzt er. Und was bringt die App? „Man kann sofort sehen, wenn zum Beispiel schneefrei ist. Es gibt Umfragemöglichkeiten, Terminübersichten und vieles mehr. Schon im kommenden Monat soll die App zu einem festen Bestandteil des Schullebens werden. Die Idee zu einer Schul-App kam doch sicher von einem Informatiklehrer, könnte man meinen. Terber setzt sich aber als Lehrer für Deutsch und Bildende Kunst über jedes Klischee hinweg: „Nach einer Kunststunde wollte ein Oberstufenschüler von mir wissen, wie ich seine selbstprogrammierte Fitness-App fände“, erzählt er. Von da an war das Interesse des 35-Jährigen geweckt: „Ich fing an, mich mit dem Programm App Inventor 2 von Google zu beschäftigen.“ Neu sei der Einsatz an Schulen nicht, betont Terber. „Einige Schulen in den USA haben App-Programmierung schon lange in den Unterricht integriert. Ich will bei uns das anstoßen, was andere bereits nutzen.“ Im vergangenen Jahr schrieb er die Hopp-Foundation an, die sich dafür einsetzt, Informatik und Medienbildung an Schulen nachhaltig zu verankern. In diesem Rahmen bietet sie auch den Workshop „App-Entwicklung“ an, eine Fortbildung für Lehrer. Terber konnte zwölf Lehrer aus umliegenden Schulen gewinnen, sodass der Workshop mit genug Teilnehmern realisiert wurde. Von App-Camps Hamburg gab es dann im April den eintägigen Workshop in Edenkoben. „Es gab viele tolle Materialien, wie man Schüler an Apps oder an die Programmierung heranführen kann“, sagt Terber. Im Fach „Schüler experimentieren“ bot er in den folgenden Monaten eine App-AG an, um die gelernten Inhalte an Schüler zu vermitteln. Acht Schüler der siebten bis zehnten Klasse entwickelten bis Ende 2017 mehrere eigene kleine Projekte. Parallel dazu entstanden mit den Schülern Paul Steinel und Tobias Schutzat weitere Ideen für eine Schul-App. Im Oktober nahm Terber dann erneut Kontakt zur Hopp-Foundation auf: Er reichte das unfertige Projekt Schul-App ein und hoffte damit auf eine Tablet-Förderung für die Schule. Die Verantwortlichen teilten Terbers Begeisterung für die Idee: Nach einem Monat gab es die Zusage für eine Fördersumme in Höhe von 20.000 Euro. Edenkoben hatte sich gegen andere Bewerber aus Rheinland-Pfalz durchgesetzt. Die Schule will nun ein Konzept entwickeln, um die 30 Tablets in den Unterricht zu integrieren. Im Vordergrund stehen sollen die Nutzung von Online-Materialien und das Präsentieren. „Ganz wichtig ist es, die neuen Medien nicht als Ablenkung zu verteufeln, sondern sie als sinnvolles Werkzeug in den Unterricht einzubeziehen“, sagt Terber. Seiner Meinung nach bieten Tablets große Vorteile und können den Unterricht in vielen Fächern umgestalten und erweitern. So könne man sich zum Beispiel im Kunstunterricht mit Web-Design beschäftigen oder für den Sportunterricht Videos erstellen. Auch Schulleiter Ulrich Erfort bezeichnet die digitale Bildung als elementar wichtig: „Wer im Beruf und auch Alltagsleben bestehen will, kommt ohne den sicheren Umgang mit Smartphones und Tablets nicht mehr zurecht. Damit Kinder die digitalen Möglichkeiten reflektiert und kritisch nutzen können, müssen sie dies in der Schule lernen.“ Im Frühjahr beginnt nun der Aufbau eines pädagogischen Konzepts, das den Einsatz der Tablets im Unterricht und zu Projektzwecken regeln soll. Terber selbst hat die Thematik dermaßen gepackt, dass er nun in Speyer das Weiterbildungslehrfach Informatik studiert.

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