Speyer „Drei Kinder sind eine Party“

Halten zusammen: Jutta Burger-Gartner (zweite von links) mit ihren Töchtern (von links) Stefanie, Tatjana und Caroline Gartner a
Halten zusammen: Jutta Burger-Gartner (zweite von links) mit ihren Töchtern (von links) Stefanie, Tatjana und Caroline Gartner am Muttertag 2018.

„Mutter wird man und bleibt es bis zur letzten Minute“, so Burger-Gartner. Für die 58-Jährige, die selbst mit zwei Schwestern aufgewachsen ist, stand schon früh fest, dass sie einmal Kinder haben möchte. Drei Kinder – das bedeute dreimal mehr zu tun, aber auch dreimal mehr Glück und Freude. Eine gute Organisation und vorausschauendes Denken können dabei nicht schaden, weiß sie. Trotzdem war es nicht immer einfach, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. „Ich habe keine Verwandten in Speyer, die mich bei der Kinderbetreuung hätten unterstützen könnten“, erklärt Burger-Gartner. Ihrer Arbeit im Krankenhaus konnte die Logopädin nach der Geburt ihrer ersten Tochter nicht mehr nachgehen. Deshalb habe sie sich selbstständig gemacht, um ihre Arbeitszeiten nach den Kindern ausrichten zu können. Ihre Berufstätigkeit komplett aufgeben wollte sie nicht. „Ich brauchte einfach noch ein bisschen was für mich“, so Burger-Gartner. Relativ früh habe sie auch Kontakt zu anderen Müttern und Familien gesucht. „Wir haben uns geholfen und gegenseitig auf die Kinder aufgepasst, sodass jede Mutter auch einmal die Möglichkeit hatte, Freizeit zu haben oder auch mal zum Arzt zu gehen“, erklärt sie. Über die Zeitung wurde sie auf den Verein „Kinder von Shitkowitschi – Leben nach Tschernobyl“ aufmerksam. „Ich habe mir vorgestellt, wie das für die Kinder dort sein muss“, sagt sie. Und so habe sie sich entschieden, zeitweise „Erholungskinder“ aus Tschernobyl bei sich daheim zu betreuen. Nachbarskinder, befreundete Kinder, Tageskinder – auf zwei Kinder mehr oder weniger im Haus kam es laut Burger-Gartner nicht an. „Es war ganz selten, dass bei mir zu Hause nur meine drei Kinder waren“, erzählt sie. Auch ihre Töchter fühlten sich in der Gemeinschaft wohl. „Dass die Größeren mit den Kleineren zusammen spielen und voneinander lernen, ist eine Struktur, die ich auch als Kind erlebt und als sehr positiv wahrgenommen habe“, betont die 58-Jährige. Nur auf die Kinder, die sie als Logopädin behandelte, waren ihre Töchter etwas eifersüchtig, gibt sie zu. Heute sind kinderreiche Familien eher eine Seltenheit. Woran kann das liegen? Burger-Gartner sieht mehrere Ursachen für diese gesellschaftliche Entwicklung. „Ich habe schon damals gemerkt, dass drei Kinder in den Augen der meisten mindestens eines zu viel ist“, meint sie. „Drei Kinder sind eine Party, da wird es gleich voll, da wird es laut“, fügt sie hinzu. Auch Wohnungen oder Ferienhäuser für eine Familie mit mehr als vier Personen seien schwer zu bekommen. „Man muss sich nicht wundern, dass in unserem Land immer weniger Kinder geboren werden – auch aus finanzieller Sicht“, sagt sie. „Statistisch gesehen kostet ein Kind so viel wie ein Einfamilienhaus“, so Burger-Gartner. Aber man habe auch ein Leben lang seine Freude daran. Bereut hat sie ihre Entscheidung nie. „Es war streckenweise eine harte Zeit, aber ich würde es wieder so machen“, betont sie. Zu ihren Töchtern, die heute 29, 27 und 24 Jahre und alle ausgezogen sind, habe sie ein sehr gutes Verhältnis. Ob gemeinsam frühstücken, regelmäßig telefonieren, kurz vor Weihnachten zusammen backen oder einmal im Jahr gemeinsam übers Wochenende verreisen – die Mutter und ihre drei Töchter halten zusammen. Was Burger-Gartner anderen Müttern mit auf den Weg geben möchte: „Als Mutter hat man keinen Arbeitgeber, bei dem man sich freitags ins Wochenende verabschieden kann, deshalb ist es wichtig, sich manchmal eine Pause vom Mutter-Sein zu gönnen. Eine Mutter bringt eine neue Generation an den Start und erhält damit unsere Gesellschaft – das ist eine großartige Leistung, auf die wir alle stolz sein können“, betont die Dreifachmama.

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