Ludwigshafen Der Traum vom Aufstieg in die Weltspitze

Patrick Gantner fliegt mithilfe einer 3D-Brille, einer Fernbedienung und seinem Multicopter einen Kurs ab. Es handelt sich dabei um eine kleine Drohne mit vier Propellern, die Ähnlichkeit mit einer Krake hat. Die Landschaft sieht der bei SAP beschäftige IT-Elektroniker aus Sicht der Kamera in Echtzeit durch die Brille. Man hat den Eindruck, den Frankenthaler Monte Scherbelino durch eine leicht vergrößerte Lupe zu sehen. Zudem ist die Landschaft in warmes Gelb getaucht. Die Brille sitzt ziemlich schwer auf der Nase. Ein wenig unwirklich ist das, wenn der Quadrocopter, wie er auch genannt wird, vom Feld abhebt. Noch spannender wird es, wenn er einen Looping fliegt. Das Fluggerät erreicht dabei bis zu 120 Stundenkilometer, und der Fliegende ist gefühlt mittendrin. Gantner, der in Lahr im Schwarzwald geboren ist, ist über das Mountainbiken zu seinem ungewöhnlichen Hobby gekommen, dem er zwei bis drei Abende pro Woche widmet. Früher war er mit Freunden öfter im Wald. Die jungen Männer wollten die abgefahrenen Strecken filmen. Da kam ihnen die Idee, das Ganze mit einer Drohne einzufangen. Der Friesenheimer baute sich selbst nach Anleitung eines Youtube-Videos einen Multicopter zusammen, der im Handel 300 bis 500 Euro kostet. Und er stellte recht bald fest, dass es im Internet eine große Community, also eine riesige Fangemeinde, gibt. Das ist gerade einmal drei Jahre her. 2015 sammelte Gantner erste Flugerfahrungen. Ein Jahr später traf er sich bereits mit Teams. Sie stellen fest, dass Gantner im Bedienen des Renncopters recht geschickt ist. Zwischenzeitlich hatte er sich den Flying Dragons Kurpfalz, einem Rennteam, angeschlossen. Es folgten Wettkämpfe, bei denen verschiedene Hindernisse, sogenannte Gates oder Tore, passiert oder umflogen werden müssen. Wer die drei Runden am schnellsten fliegt, ist weiter. Von vier gegeneinander Antretenden scheiden also zwei aus, die anderen beiden dürfen sich weiter mit anderen Gewinnern messen. So setzen sich die sogenannten Eliminations fort bis zum Finale. Oder, in einer anderen Variante, wer die meisten Runden in den Towers, was mehrstöckige Gebäude sind, in begrenzter Zeit schafft, ist weiter. 2017 landet Gantner beim Föderation Aeronautik International World Cup Rennen (FAI) in Sevilla auf Platz sieben. In Düsseldorf, wo die 120 Besten Deutschlands starten, schaffte er es sogar auf Platz zwei und darf sich seither deutscher Vizemeister im First Person View (FPV) Racing nennen, verbunden mit einem Platz in der Nationalmannschaft. 50 Euro monatlich steckt Gantner – unverheiratet, aber liiert – in sein Hobby. Es sei ein schönes Gefühl, über dem Feld in Richtung Monte Scherbelino in Frankenthal zu schweben, sagt er. Dabei ist dem Friesenheimer immer die Einhaltung der Gesetze wichtig. „Als Mountainbiker achtet man die Natur. So ist es auch beim Renncopter fliegen“, meint er. „Ich würde niemals auf der Edigheimer Seite der Isenach fliegen, denn da ist Naturschutzgebiet.“ Bei der Zusammenarbeit mit den Teams hat er die Gesetzgebung, die in den Vorjahren verschärft worden ist, genau studiert. Beim RHEINPFALZ-Termin hat er drei seiner Multicopter dabei. Der Akku hält zwischen zwei und sechs Minuten, es kommen aber nur zwei davon zum Einsatz: Der Regen kommt ihm dazwischen. Sein Traum ist es, in der höchsten Liga, der Drone Racing League (DRL) mit den besten Drohnenpiloten der Welt mitzumischen. Den Ehrgeiz dazu hat der 31-Jährige.

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