Kultur Zum Tod von Aretha Franklin: Abschied von der Königin

Aretha_Franklin_2015_DPA_bw.jpg
Die »Queen of Soul« Aretha Franklin ist im Alter von 76 Jahren gestorben.

Aretha Franklin, die US-amerikanische Soul-Legende, ist tot. Sie starb nach Angaben ihrer Sprecherin im Alter von 76 Jahren in Detroit nach langer Krankheit. Franklin litt seit 2010 an Bauchspeicheldrüsenkrebs, in den vergangenen Tagen hatte sich ihr Zustand deutlich verschlechtert. Aretha Franklin hinterlässt vier erwachsene Kinder.

Und die Welt gibt Aretha Franklin das, was sie sich in ihrem erfolgreichsten Lied wünschte: „Respect”. „Meine Gebete sind bei Aretha Franklin und ihrer Familie in dieser schwierigen Zeit“, schrieb die Rapperin Missy Elliott im Kurzbotschaftendienst Twitter. Sie würdigte die Soul-Diva als „lebende Legende“. Der britische Sänger Boy George schrieb: „Das ist eine traurige Nachricht. Aretha Franklin, was für eine Stimme“. Pop-Diva Mariah Carey schrieb, sie bete für die „Königin des Soul“. Auch aus der Politik kommen Worte der Anteilnahme: „Wie Menschen auf der ganzen Welt denken auch Hillary und ich heute an Aretha Franklin und hören ihre Musik, die in den vergangenen 50 Jahren solch ein wichtiger Teil unserer Leben gewesen ist“, schrieb der frühere US-Präsident Bill Clinton auf Twitter als er am Montag die Nachricht von Franklins schwerer Erkrankung erfahren hat. Aretha Franklin hatte 1993 mit Michael Jackson, Bob Dylan und Diana Ross bei Clintons erster Amtseinführung als Präsident vor über einer Million Menschen in Washington gesungen. Auch Clintons Nachfolger George W. Bush gehörte zu Franklins Verehrern und verlieh ihr 2005 die Freiheitsmedaille des Präsidenten, die höchste zivile Auszeichnung in den USA, und ihr Heimatstaat Michigan erklärte ihre Stimme zu einem „nationalen Schatz“.

Erste Frau in der Rock’n’Roll Hall of Fame

Sie war die „Queen of Soul”, stand fast sechs Jahrzehnte im Scheinwerferlicht, hat 21 Grammys erhalten und war die allererste Frau, die in die Rock’n’Roll Hall of Fame aufgenommen wurde. 1960 nahm die Tochter eines Baptistenpredigers aus Memphis, Tennessee, ihre erste professionell produzierte Platte auf: „Today I Sing The Blues” floppte noch, doch schon die zweite Single kletterte in den USA auf Platz 76 der Charts. Bis zu „Respect”, ihrem ersten Nummer-eins-Song, vergingen weitere sieben Jahre. Aber dann folgte Hit auf Hit für die Sängerin und Songschreiberin, die sich auch oft selbst am Klavier begleitete: „Chain Of Fools”, „Since You’ve Been Gone”, „Think”, „I Say A Little Prayer”, „Spanish Harlem” und, und, und ...

Schlüsselfigur zwischen Schwarz und Weiß

Aber wer war diese Frau, die sich so früh den „Respect” erworben hat, die zum Vorbild für Sängerinnen wie Mary J. Blige, Tracy Chapman oder hierzulande Stefanie Heinzmann geworden ist? Um ihre Person hat sie stets einen Kokon gesponnen, weshalb sie als schwierige Interviewpartnerin galt. So brachte sie den TV-Talkmaster David Frost einmal schier zur Verzweiflung, als sie all seine Fragen einsilbig beantwortete und Frost noch eine halbe Stunde Sendezeit überbrücken musste. Wenn es nicht um ihr Privatleben ging, bezog Aretha Franklin jedoch stets Position. Betrachtet man die Musik als wichtigen Berührungspunkt zwischen Schwarz und Weiß, dann war Franklin eine Schlüsselfigur für diese zwei Welten, die auch Brücken schlug. Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere war sie erfolgreicher als fast jeder andere afroamerikanische Popmusiker. Das Lob der Kritiker grenzte an Hysterie, und schwarze wie weiße Zuhörer feierten sie gleichermaßen.

Franklin: "Wir verliebten uns in uns selbst"

„Respect” wurde auch zu einer Hymne im Kampf gegen die Rassentrennung. „Ich glaube”, erinnerte sich Franklin in einem Interview, „dass die Black Revolution mich und die Mehrheit der Schwarzen zwang, uns selbst genauer zu betrachten. Wir fingen nun an, unser natürliches Selbst zu würdigen. Wir verliebten uns in uns selbst, so wie wir waren.” Die Fortsetzung der Black Revolution war für Franklin die Wahl Barack Obamas zum Präsidenten. Da war es für die „Queen of Soul” Ehrensache, auch zur Amtseinführung Obamas zu singen.

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x