Kultur Vom Eriesee an den Rhein

Bilderbuch, Animationsfilm, Operntheater? Uliana Alexyuk als Füchslein Schlaukopf und Konstantin Gorny als Dachs.
Bilderbuch, Animationsfilm, Operntheater? Uliana Alexyuk als Füchslein Schlaukopf und Konstantin Gorny als Dachs.

Dass ein deutsches Staatstheater mit einem der großen US-amerikanischen Sinfonieorchester kooperiert, ist nun wirklich eine außergewöhnliche Sache. Außergewöhnlich ist auch das Ergebnis in Gestalt der faszinierenden Produktion der Oper „Das schlaue Füchslein“ von Leos Janácek am Badischen Staatstheater Karlsruhe in der Regie von Yuval Sharon.

Die Sache hat am Rande sogar einen ganz kleinen Pfalzbezug, denn der derzeitige Chef des Cleveland Orchestra, Franz Welser-Möst, der an den Gestaden des Eriesees diese Version der Janácek-Oper dirigiert hatte, war einst als Chef der Deutschen Staatsphilharmonie auserkoren. Dann aber rief ihn das London Philharmonic, und er trat das Amt in Ludwigshafen nie an. Just am Abend vor der Karlsruher Premiere war übrigens auf 3Sat auch das Konzert zum 100. Geburtstag des Cleveland Orchestras unter Welser-Möst zu sehen. Schon 2014 wurde für das Eliteorchester, das normalerweise keine Oper spielt, diese ungewöhnliche Einstudierung des „Schlauen Füchsleins“ erarbeitet. Dort und später auch bei Tourneen weltweit wurde das Ergebnis gezeigt – nun ist es in Karlsruhe zu sehen, aber selbstverständlich in einer eigenen musikalischen Einstudierung des Badischen Staatstheaters. Diese Produktion ist keine regelrechte Opernaufführung. Das Orchester ist im Vordergrund zu sehen, dahinter gibt es eine kleine Bühne und vor allem eine große, breite Leinwand. Auf der läuft eine Art Animationsfilm. Mit einer ganz wesentlichen Ausnahme agieren nur die Menschen auf der Bühne. Die Tiere sind in gezeichneter Form präsent. Wenn diese singend in Erscheinung treten, öffnet sich am Kopf der Figur ein Klappe, und die Sängerin oder der Sänger streckt seinen Kopf heraus und gibt Fuchs, Dachs, Frosch oder den Vögeln die Stimme. Nur bei der wundervollen Liebeszene zwischen Füchsin und Fuchs treten beide ganz auf der Bühne auf. Das ist ja auch der authentischste Moment in diesem grandiosen Stück. Umgekehrt tritt zum Schluss der Förster, der nun das Geheimnis der Natur zu erahnen beginnt, in die gezeichnete Welt ein. Das klingt alles simpel, ja naiv – und passt doch so optimal zu diesem vielschichtigen Stoff. Regisseur Yuval Sharon, der heuer in Bayreuth den „Lohengrin“ inszeniert und in Karlsruhe schon „Die Walküre“ auf die Bühne gebracht hatte, will seinen eigenen Worten nach die Fantasie des (jungen und alten) Publikums anregen. Genau das gelingt ihm. Die Bilder erscheinen wie aus einem Kinderbuch, werden aber von den Walter Robot Studios (Bill Barminski & Christopher Louie) oscarreif animiert und entfalten eine fantasievolle Welt, die mit köstlichen Szenen aufwartet. Die Natur ist liebevoll und plastisch illustriert, die Projektionen der Menschen bleiben vage; schemenhaft angedeutet. Es gibt schnelle Bildsequenzen, aber auch ruhige Einstellungen, wobei der Bezug zur Musik immer gegeben ist und die spektakuläre Ästhetik die geniale Partitur nicht erschlägt, sondern ideal zur Wirkung bringt. Mit Generalmusikdirektor Justin Brown steht am Pult der Badischen Staatskapelle ein Dirigent mit besonderer Affinität zu Janácek. Der englische Maestro erfüllt denn auch die Partitur bis in die kleinsten Regungen hinein mit erlesenen Klangfarben und und ausdrucksvollen Nuancen. Er macht ihre herbe Schönheit und ihre emphatische Beschwörung und musikalische Belebung der Natur aufs Beste spürbar. Mit Pfiff und lyrischer Innigkeit gleichermaßen gefällt Uliana Alexyuk als Füchslein Schlaukopf. Ihren kultivierten Mezzo setzt Alexandra Kadurina als Fuchs exzellent ein. Überlegt in der Diktion singt Armin Kolarczyk den Förster, mit stimmlicher Prägnanz gibt Konstantin Gorny den Dachs und den Pfarrer. Seung-Gi Jung überzeugt mit kraftvollem Bariton und komödiantischem Profil als Wilderer. Die anderen Mitglieder des Ensembles bewährten sich ebenso wie der Staatsopernchor und vor allem die jungen Sängerinnen und Sänger aus dem Kinderchor Cantus Juvenum. Termine —Am 20. und 26. Dezember, 6. und 19. Januar sowie 7. Februar, empfohlen ab zehn Jahren. —Karten: 0721/ 933333, www.staatstheater.karlsruhe.de

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