Kultur Ständige Neugier

Sucht immerzu nach neuen musikalischen Herausforderungen: Robert Plant.
Sucht immerzu nach neuen musikalischen Herausforderungen: Robert Plant.

Led Zeppelin trat in riesigen Stadien auf und begeisterte Millionen von Fans auf der ganzen Welt. Doch nach dem Ende der Band 1980 hat es nur Sänger Robert Plant geschafft, musikalisch und künstlerisch zu überleben. Am Montag wird er 70 Jahre alt.

Man nannte ihn den „Golden Boy“, er war der „Junge mit den goldenen Haaren“, der zu einer Ikone des Rockgesangs wurde. Als Mitglied der Band Led Zeppelin wird er mit ihr und durch sie nicht nur zu einem Weltstar, sondern durch seinen expressiven Gesangsstil zum Inbegriff des Rocksängers überhaupt und mit seiner sirenenhaften, androgynen und zugleich männlich-machohaften heiseren Drei-Oktaven-Stimme zum bewunderten und oft kopierten Vorbild. Doch die atemberaubende Entwicklung von Led Zeppelin mit Hits wie „Stairway To Heaven“, „Whole Lotta Love“, „Kashmir“, „Immigrant Song“ oder „Black Dog“ nimmt am 25. September 1980, als Drummer John Bonham tot aufgefunden wird, ein abruptes und tragisches Ende. Das trifft Robert Plant besonders hart, denn Bonham war schon lange vor der gemeinsamen Zeit bei Led Zeppelin einer seiner besten Freunde. Plant, Gitarrist Jimmy Page und Bassist John Paul Jones sind sich einig: Ohne Bonham können sie nicht weitermachen, zu sehr hatte der mit seinem Schlagzeugstil den Sound der Band geprägt. 1981 steht Robert Plant dann wieder auf der Bühne, allerdings in einem anderen Maßstab als mit Led Zeppelin. In einer kleinen Kaschemme in Stoubridge in der Nähe von Birmingham, wo er einst zur Schule gegangen ist, gibt er mit der Band The Honeydrippers R’n’B-Nummern zum Besten. Diese Auftritte sind für Plant nach Bonhams Tod eine Art Therapie. Er nimmt nun schrittweise seine Solokarriere in Angriff, und schon 1982 erscheint das Album „Pictures At Eleven“. Es ist der Auftakt zu einer ganzen Reihe sehr unterschiedlicher Soloalben und Projekte. Das Interessante an Plants Karriere nach Led Zeppelin war und ist, dass man nie weiß, was er als Nächstes machen wird. Es ist diese Art von Neugier, ständiger Kreativität, der Suche nach Herausforderungen und vor allem der ständigen Bereitschaft, neue musikalische Welten zu erforschen, die den wesentlichen Teil seines umfangreichen Werkes ausmachen. Hintergrund ist sicher seine Leidenschaft seit frühester Jugend für englische Folklore, den Southern Blues und fernöstliche Musik und später für die Musik von Bands wie Jefferson Airplane, Byrds oder Grateful Dead. „Spaß an der Musik ist mein ständiger Antrieb“, sagt Plant, „völlig unabhängig vom kommerziellen Erfolg“. Doch diese, auch wirtschaftliche Unabhängigkeit verdankt er vor allem Led Zeppelin. Dass er mit Musik seinen Lebensunterhalt verdienen wollte, war Robert Plant schon als Jugendlichem klar – sehr zum Ärger seines Vaters, für den die musikalischen Ambitionen seines Sohnes ein Alptraum sind: „Vergeude dein Leben nicht in einer Rockband. Du hast die Chance, dir eine wunderbare Ausbildung und einen guten Beruf zuzulegen. Vermassle dir nicht deine Zukunft“, mahnt der Vater. Und so versucht sich Robert Plant nach dem Schulabgang lustlos in verschiedenen Jobs – entscheidet sich letztlich allerdings doch für die Musik. „Wenn ich mit 20 immer noch nicht groß rausgekommen bin, mache ich eben etwas anderes.“ Aber seine Auftritte in den Clubs der englischen Provinz sprechen sich bald herum. Plant macht sich dort einen Namen als Sänger, nimmt sogar erste Singles auf. Die Band Slade will ihn als Sänger engagieren, doch ihr Manager entscheidet sich statt des exzentrisch auftretenden Plant für den bodenständigen Noddy Holder. Und dann meldet sich Gitarrist Jimmy Page. Der stellt nach der Trennung seiner Band Yardbirds 1968 eine neue Besetzung zusammen und bekommt statt seines Wunschkandidaten Terry Reid von diesem den Hinweis auf Robert Plant. Auf Anraten seines Mentors Alexis Korner nimmt der das Angebot an und wird Sänger von Led Zeppelin. Und schon ein Jahr danach gilt das Quartett als eine der aussichtsreichsten Gruppen der Rockszene, die ohne ihren exaltierten und gleichermaßen talentierten Frontmann Plant diesen Stellenwert wohl nie erreicht hätte.

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