Kultur Staatsphilharmonie: Keine Rückgabe von „Echos“

Der damalige Orchestervorstand der Deutschen Staatsphilharmonie, Wolfgang Güntner (links) und Intendant Michael Kaufmann mit dem
Der damalige Orchestervorstand der Deutschen Staatsphilharmonie, Wolfgang Güntner (links) und Intendant Michael Kaufmann mit dem Echo 2015.

Der Musikpreis „Echo“ kommt nach dem Skandal um das umstrittene Album der Rapper Kollegah und Farid Bang nicht zur Ruhe. Ein erster Sponsor hat sich bereits zurückgezogen, immer mehr Künstler geben ihre Preise zurück. Und der Druck auf jene, die dies bisher noch nicht getan haben, wächst. Namentlich Helene Fischer und der Pfälzer Mark Forster, der gestern für die RHEINPFALZ nicht zu erreichen war, wurden für ihr Schweigen kritisiert. Auch die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz will ihre Preise behalten. Ihr Intendant Michael Kaufmann erklärt, warum.

Gleich zwei Mal wurde das größte rheinland-pfälzische Orchester mit dem Musikpreis ausgezeichnet: 2014 erhielt die Staatsphilharmonie einen „Echo“ für ihre Nachwuchsförderung, 2015 wurde sie als „Orchester des Jahres“ für ihre Einspielung der Werke von Bernd Alois Zimmermann ausgezeichnet. Doch während beispielsweise das Symphonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks den „Echo“ aus seiner Biografie streichen wird, ihn jedoch nicht zurückgeben will, betont Michael Kaufmann, Intendant der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz: „Wir sind weiterhin stolz auf diese Auszeichnung unserer erfolgreichen Arbeit. Es wäre niemandem damit geholfen, wenn wir unsere beiden ,Echos’ zurückgeben würden.“ Kaufmann ist auch Mitglied der Jury, welche die Klassik-„Echos“ vergibt. Anders als beim Pop-„Echo“, wo es zwar einen Beirat gibt, das Hauptargument aber stets die Verkaufszahlen sind. Dieser Beirat hätte die Auszeichnung für die beiden umstrittenen Rapper verhindern können, hat es aber nicht getan. Für Kaufmann wäre so etwas im Klassikbereich nicht möglich: „Für mich ist das ein Problem des Pop-,Echos’. In der Klassik, aber auch im Jazz wird in der Jury intensiv über die Preisträger diskutiert. Die Verkaufszahlen sind dann eben nicht das entscheidende Moment“, berichtet er. Der Intendant, der das Orchester in Ludwigshafen mit Ende der Spielzeit verlassen wird, beklagt, dass in der Berichterstattung nicht zwischen den unterschiedlichen „Echo“-Preisen unterschieden würde. „In der ganzen Diskussion im Nachgang um die umstrittene Verleihung ist völlig untergegangen, dass das Auswahlverfahren der Preisträger in der Klassik und im Jazz völlig anders als im Pop verläuft.“ Für ihn ist es „ganz klar ein Pop-,Echo’-Problem“. Zugleich aber auch ein „gesamtgesellschaftliches“. „Es sagt dann doch sehr viel über den Zustand unserer Gesellschaft aus, wenn man diesen Preis an zwei Musiker vergibt, die solche Texte verbreiten. Und das auch noch ausgerechnet an dem Tag, an dem in Israel dem Holocaust gedacht wird“, empört sich Kaufmann. Er sieht einen dringenden Reformbedarf beim Pop-„Echo“, damit sich so etwas nicht mehr wiederhole. „Aber es trägt nichts zur Reformierung des Pop-,Echos’ bei, wenn nun Klassikkünstler ihre Auszeichnungen zurückgeben. Das muss die kommerzielle Pop-Welt für sich klären.“ Für ihn würde dies die Position der Klassik, aber auch des Jazz nur noch mehr schwächen. Die beiden Bereiche litten ohnehin unter der Übermacht der Popindustrie, die sie gleichsam an den Rand drängen würden. „Als Mitglied der Jury des Klassik-,Echos’ würde ich deshalb auch jedem Klassikkünstler raten, seine Auszeichnungen nicht zurückzugeben. Dafür plädiere ich dann natürlich auch im Falle der Deutschen Staatsphilharmonie“, erläutert Kaufmann. Man müsse sich sicherlich der Diskussion stellen, müsse überlegen, warum solche Texte so erfolgreich sein können und wie man es verhindern könne, dass sie künftig ausgezeichnet würden. „Letztlich muss aber natürlich jeder Künstler für sich selbst entscheiden, ob er diesen Preis auch in Zukunft in seiner Vitrine stehen haben möchte“, so Kaufmanns Fazit.

x