Kultur Mainz: Mehr Geld für die Kultur

Im Pfalztheater in Kaiserslautern soll 2020 ein vom Land gefördertes Theatertreffen der rheinland-pfälzischen Bühnen stattfinden
Im Pfalztheater in Kaiserslautern soll 2020 ein vom Land gefördertes Theatertreffen der rheinland-pfälzischen Bühnen stattfinden.

Die gute Nachricht für die Kultur und auch die Kulturschaffenden im Lande lautet: Es gibt mehr Geld aus Mainz. Der Haushaltsentwurf, den Finanzministerin Doris Ahnen am Dienstag im Landtag eingebracht hat, sieht eine Erhöhung des Kulturetats von Minister Konrad Wolf um zehn Prozent vor.

Eine Sache hatte sich Kulturminister Konrad Wolf seit seinem Amtsantritt 2016 wohl besonders häufig anhören müssen: Bei den öffentlichen Ausgaben für die Kultur je Einwohner belegt Rheinland-Pfalz laut dem jüngsten Kulturfinanzbericht des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden den letzten Platz. Drei Plätze hinter den saarländischen Nachbarn. Ziemlich frustrierend.

Diesjähriger Bundesvergleich noch unklar

Ob sich das künftig ändern wird, kann man erst beurteilen, wenn die Kulturausgaben aller Bundesländer für die kommenden Jahre feststehen. Aber Wolf will zumindest versuchen, diese unschöne rote Laterne loszuwerden. „Im kommenden Doppelhaushalt erfährt der Kulturetat eine Steigerung um zehn Prozent“, berichtet er in einem Hintergrundgespräch vor Journalisten aus ganz Rheinland-Pfalz. In absoluten Zahlen bedeute dies für 2019 ein Plus von 10,9 und für 2020 ein Plus von 11,5 Millionen Euro. Die Ausgaben des Landes für die Kultur sollen so auf 123 Millionen pro Jahr ansteigen. Zum Vergleich: 2013, dem letzten Jahr, das der jüngste Kulturfinanzbericht noch berücksichtigt, gab das Land Rheinland-Pfalz 113 Millionen Euro für die Kultur aus. Und die Kommunen und Zweckverbände knapp 146 Millionen Euro. Im gehe es um die Städte und Zentren ebenso wie um die Fläche. „Wir wollen Theater und Orchester in jeder Stadt, aber es muss auch das Ziel sein, die Menschen auf dem Land zur Kultur hinzuführen“, führte Wolf aus. „Kulturentwicklung in ländlichen Räumen“, sei ein ganz wichtiges Thema für die Landesregierung, so Wolf. Man müsse den Menschen auf dem Land vermitteln, dass sie „Teil einer Entwicklung“ sind und so „dem Gefühl der Entkopplung“ entgegenwirken.

„Kultur für alle“

Wer den ebenso pragmatischen wie verbindlichen Minister kennt, der weiß, dass ihm der theoretische Überbau seiner Politik rechtschaffen fern liegt. Dennoch erinnern seine Ausführungen an längst vergangene Blütezeiten sozialdemokratischer Kulturpolitik, keineswegs nur in Rheinland-Pfalz, aber dort doch eben auch. „Kultur für alle“ könnte man deren Grundprinzip etwas verkürzt darstellen. Alle beziehungsweise möglichst viele Menschen sollen die Chance haben, an Kultur teilzuhaben. Im Grunde ist aus diesem Geist eines der erfolgreichsten rheinland-pfälzischen Kulturprojekte entstanden: der Kultursommer Rheinland-Pfalz. Dessen Finanzierung über die Kulturstiftung des Landes – wenn man so will, eine Art Schattenhaushalt im Ministerium Wolfs – sei gesichert, indem man wie auch für die Stiftung Villa Musica jeweils 500.000 Euro in das Stiftungskapital überführt habe. Die Liste der Institutionen, die sich über mehr Geld aus Mainz freuen können, ist lang: Das beginnt mit den Theatern in Kaiserslautern, Trier und Koblenz, die zusammen zwei Millionen Euro mehr bekommen sollen. Er erwarte im Falle des Pfalztheaters, dass auch die beiden anderen Finanzierungspartner – die Stadt Kaiserslautern und der Bezirksverband Pfalz – ihre Zuschüsse anteilig erhöhen werden. Für das Staatstheater in Mainz habe man einen Mehrbedarf von 1,6 Millionen Euro berechnet, wovon das Land eine Million Euro übernehme. Auch die beiden Staatsorchester in Ludwigshafen und Koblenz, die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und die Rheinische Philharmonie, können sich über mehr Geld freuen. Sie erhalten 250.00 beziehungsweise 175.000 Euro mehr.

Investitionen in Musikvereine und Chöre

Besser ausgestattet werden soll auch die Laienmusik im Land, die Chöre, Musikvereine, aber auch die Initiativen im Bereich Rock und Pop. Die Zuschüsse sollen hier um 20 Prozent steigen. Um 200.000 Euro pro Jahr bis 2020 sollen auch die Zuschüsse für die Musikschulen auf 3,2 Millionen Euro angehoben werden. „Damit liegt Rheinland-Pfalz über dem Bundesdurchschnitt“, so Wolf. Auch das kulturelle Erbe und dessen Bewahrung sollen profitieren. Die Generaldirektion Kulturelles Erbe soll eine halbe Million Euro mehr bekommen, unter anderem für Ausstellungen in Mainz („Kaiser am Rhein“) und Trier („Untergang des Römischen Reiches“), 300.000 Euro seien für die „Digitalisierung von 2000 Jahren Kulturgeschichte“ vorgesehen, so Wolf. Die sei eine „Anschubfinanzierung“ für ein „virtuelles Haus der rheinland-pfälzischen Geschichte und Kultur“, von dem der Minister träumt. Das bereits bestehende digitale Archiv wird mit zusätzlich 600.000 Euro ausgestattet. Diese Summe soll auch mehr in die kommunalen Kulturprojekte fließen (ein Plus von 20 Prozent), während die freie Szene 14 Prozent mehr erhalten soll.

Geld fließt auch ins Hambacher Schloss

Eine Sonderstellung in den Plänen nimmt das Hambacher Schloss für Konrad Wolf ein. Für ihn ist der geschichtsträchtige Bau ein „Nucleus in der gesellschaftlichen Diskussion“. Über 200.000 Euro sollen deswegen in den Jahren 2019 und 2020 für das Schloss bereitgestellt werden, hinzu kommen knapp 200.000 Euro jährlich für die Erneuerung der Dauerausstellung. Und dann möchte Wolf noch einen inhaltlichen Akzent setzen: Ab 2020 wird es eine Art Leistungsschau der rheinland-pfälzischen Theater geben. Ein Theaterfestival, bei dem sich die Bühnen des Landes mit ihren Schauspielsparten an abwechselnden Orten präsentieren. Die erste Auflage dieses Festivals wird in Kaiserslautern im Pfalztheater stattfinden. 

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