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Ist ja gerade wieder im Kommen: ein Raketenwettstreit zwischen den USA und Russland. Die Karikatur von Horst Haitzinger stammt ü
Ist ja gerade wieder im Kommen: ein Raketenwettstreit zwischen den USA und Russland. Die Karikatur von Horst Haitzinger stammt übrigens aus dem Jahr 1981.

Er hatte sie alle. Helmut Schmidt mit Knarre, Donald Trump als Gorilla, Michail Gorbatschow im Blaumann. Seit Jahrzehnten fängt der Karikaturist Horst Haitzinger die Welt mit seinen Zeichnungen ein. Viele davon hat der 79-Jährige in der RHEINPFALZ veröffentlicht. Im Strieffler-Haus in Landau sind von morgen an bis 7. April Werke der vergangenen 50 Jahre des gebürtigen Österreichers zu sehen. Titel der Schau: „Gegen den Strich“. Man fühlt sich wie in einer Zeitmaschine.

Es ist ja keine neue Behauptung, dass sich Geschichte nicht wiederholt. Aber wer in den kommenden Wochen durch die Haitzinger-Ausstellung im Landauer Strieffler-Haus wandelt, der könnte an dieser These Zweifel bekommen. Eine der über 70 Karikaturen zeigt zwei Raketen, die sich im Kreis jagen wie zwei wildgewordene Pitbulls. Ein Marschflugkörper trägt die amerikanische, der andere die sowjetische Flagge. Und wer in seinem Kopf Hammer und Sichel durch die russische Fahne ersetzt, der ist mittendrin im aktuellen Streit zwischen Moskau und Washington über das ins Wanken geratene INF-Abrüstungsabkommen. Auch mit fast 80 Jahren zeichnet Horst Haitzinger noch regelmäßig Karikaturen, inzwischen sind es rund 15.000, für Magazine und Tageszeitungen, darunter die RHEINPFALZ. Das Leben des Künstlers begann 1939 in Eferding, einer Kleinstadt in Niederösterreich. Zunächst absolvierte er ein Studium der Gebrauchsgrafik an der Kunstgewerbeschule in Linz, anschließend folgten zwölf Semester Malerei und Grafik an der Akademie der Bildenden Künste in München. In der bayerischen Landeshauptstadt lebt er bis heute. Bereits als Student veröffentlichte Haitzinger 1958 seine ersten Karikaturen in der Satirezeitschrift „Simplicissimus“. Seit 1963 ist er freiberuflich tätig. Lange Jahre gehörte auch die „Bunte“ zu seinen Kunden, der „Spiegel“ brachte Haitzingers Zeichnungen mehrmals auf seinem Titel. Haitzingers Werke wurden schon vielfach ausgezeichnet. Deshalb verbindet ihn auch eine Geschichte mit der Pfalz: Er ist Träger des Thomas-Nast-Preises, benannt nach dem in Landau geborenen und in den USA berühmt gewordenen Karikaturisten. Wenn Haitzinger nicht gerade die Politik mit Tusche und Feder aufs Korn nimmt, malt er Ölbilder. Besonders fantastische Landschaften und Gebäude, die problemlos in die Kulisse von Michael Endes Roman „Die unendliche Geschichte“ passen könnten. Einige der Bilder sind in Landau zu sehen. Einem Thema hat sich Haitzinger besonders verschrieben: dem Naturschutz. Schon früh zeichnete er versiffte Weltmeere, mit Nitrat vollgepumpte Äcker. Und vielleicht ist das ja gerade so spannend an dieser Landauer Schau, eingeteilt in die Blöcke „Die Deutsche Wiedervereinigung“, „Die Jahre 1975 bis 2006“ und „Die Jahre 2015 bis 2019“, dass man beim Anblick vieler Karikaturen in eine Zeit zurückgeworfen wird, die durch große Ideologien des 20. Jahrhunderts geordnet war. Da die bösen Russen, hier die guten Amis, oder eben umgekehrt. Dass jetzt viele über Identität quatschen, hat sicher auch damit zu tun, dass diese geistigen Häuser nicht durch den vermeintlichen Endsieg des Kapitalismus, das angebliche Ende der Geschichte, gefüllt werden konnten. Und es ist eben deswegen wohl nicht verwunderlich, dass sich viele, die jetzt Angst haben vor der Masse an Menschen, die übers Mittelmeer zu uns gekommen sind, sich in die Zeit zurückwünschen, in der die Welt noch klar in Gut und Böse eingeteilt war. Dieses Schachbrettdenken hat Haitzinger bei seinen Karikaturen immer vermieden. In einem Interview hat er mal erklärt, eine „Karikatur sollte immer verständlich sein und einen halbwegs intelligenten Gedanken transportieren. Nur keine Bilderrätsel“. Rätseln muss man bei seinen Zeichnungen wahrlich nicht. Ausstellung Die Ausstellung „Gegen den Strich“ mit Karikaturen und Ölbildern Horst Haitzingers wird morgen, Sonntag, 14 Uhr, im Strieffler-Haus in Landau, Löhlstraße 3, eröffnet. Der Verein Strieffler Haus der Künste wird dabei ein Buch zur Ausstellung präsentieren. Haitzinger wird vor Ort sein. Die Schau ist dann bis 7. April immer freitags bis sonntags, jeweils 14 bis 17 Uhr, geöffnet. Weitere Infos gibt es im Netz unter www.striefflerhaus.de.

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