Kultur Hart am Leben: Porno-Rap, linguistisch

Im Feuilleton der ZEIT stand ja mal über den Offenbacher Gangster-Rapper Haftbefehl, seine Texte würden Jahrgänge deutschsprachiger Gegenwartsliteratur ersetzen. Und dann wurde er dort danach befragt. Wie er das finde, dass das Feuilleton so über ihn schreibt. Und er so: „Was is’n das nochmal, Feuilleton?“ Liebe Bildungsbürger, Hallo, ist da jemand? Hallo? Also, meistens ist ein Text ja schlauer als sein Autor. Vor allem natürlich, wenn ihn ein Linguist liest. Lieber Haftbefehl, irgendwas mit Buchstaben. Das Mannheimer Institut für Deutsche jedenfalls hat sein neues Heft seines „Sprachreports“ dem Thema Rap gewidmet. Jetzt schon ein Standardwerk. Babo-Lyrics, Haftbefehl. Unter anderem wird darin „eine linguistische Perspektive“ auf das Album „JBG3“ von Farid Bang und Kollegah geworfen, Haftbefehls fucking Buddies. Die poetischen Verszeilen etwa: „Yeah, ich kommuniziere mit Bitches im Regelfall immer nur Blowjobs kriegend.“ Im „Sprachreport“ heißt es dazu krass: „Die Partizipialkonsruktion ,Blowjobs kriegend’ verweist zunächst nicht auf eine per se erniedrigende sexuelle Praktik, doch die syntagmatische Einbettung als Adjunkt in der Verbalphrase von kommunizieren stellt die Frau in die semantische Rolle einer Kommunikationspartnerin, die aufgrund der Natur des bezeichneten sexuellen Aktes nicht kommunizieren kann, also keinen gleichwertigen Kommunikationspartner darstellt. Die Kommunikation ist somit eine vollständig einseitige, rein männliche. Zudem sei auf die Physiognomie der beiden Kommunikationspartner hingewiesen, bei der die Frau praktisch wortwörtlich erniedrigt positioniert ist. Es wird hier eindeutig männliche Dominanz im Sexuellen expliziert, und dadurch die traditionelle Männlichkeit widergespiegelt, bei der ,doing gender’ über Gewalt und Dominanzverhalten betrieben wird“. Nehmt das, Motherfuckers!

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